Sarambwe im Krieg

Kategorien: Ausgabe 69, Krieg, Konflikte, D. R. Kongo, Sarambwe, Berggorillas

Fährtenleser-Gruppe im Sarambwe-Reservat mit neuer Arbeitskleidung (© Augustin Katsiribindi)

Der Schutz der Natur und der Biodiversität im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist bedroht. Unzählige bewaffnete Gruppen sind dort aktiv, die wichtigsten im südlichen Teil des Ostkongo sind M23 und FDLR; hinzu kommen viele kleine Milizen.

Die Frontlinien und Kämpfe, insbesondere in den Gebieten Masisi und Rutshuru, gefährden sowohl den Virunga-Nationalpark als auch das Sarambwe-Reservat. Tausende Menschen fliehen vor dem Konflikt; fehlende bzw. unzulängliche Hilfe zwingen sie, den Wald zu zerstören, indem sie Bäume fällen, Holzkohle herstellen und Felder anlegen. So hat allein zwischen Juni und November 2023 der südliche Teil des Virunga-Nationalparks 964 Hektar Wald eingebüßt. Unter dem Einfluss einiger Politiker fordert die Bevölkerung an einigen Orten Land, was zu einer Invasion der Schutzgebiete geführt hat bzw. zu Hass gegenüber den Fährtenlesern, die dort arbeiten.

Beim Vorrücken der M23-Rebellen auf der Straße Kiwanja-Ishasha schrillte bei uns der Alarm, denn das Sarambwe-Reservat liegt östlich dieser Straße. Im Juni 2023 rückten die Rebellen bis Nyamilima vor; wegen Hinterhalten mussten sie jedoch nach Kiwanja zurückweichen. Da hatten alle Soldaten der kongolesischen Armee das Gebiet bereits verlassen. Wazalendo-Milizen besetzten den Patrouillenposten in Sarambwe und stellten Forderungen. Teilweise fingen sie an, selbst im Schutzgebiet zu wildern. Die Fährtenleser mussten ihren Posten verlassen und in den Dörfern bleiben, wo ihr Chef ihre Aktivitäten mit Unterstützung der Bevölkerung koordinierte. Die Leitung des Virunga-Nationalparks setzte sich mit der Armee in Verbindung, die den Wazalendo untersagte, zu wildern und die Fährtenleser anzugreifen.

Im November 2023 wurden die Fährtenleser von jungen Männern und Wilderern attackiert. In Gesprächen stellte sich heraus, dass diese neidisch waren, weil die Fährtenleser eine bezahlte Arbeit hatten, und dass sie ebenfalls beschäftigt werden wollten. Es war nicht einfach, diesen Konflikt zu lösen. Beim Sarambwe-Reservat liegen 4 Dörfer mit insgesamt 810 Haushalten. Wir versammelten die Dorfleiter und Vertreter der jungen Männer. Gemeinsam wurde beschlossen, dass die Fährtenleser aus allen Dörfern stammen und wechselweise in Zehnergruppen jeweils 2 Monate arbeiten sollen. Im Moment läuft alles gut und die Bevölkerung unterstützt die Fährtenleser, indem sie illegale Aktivitäten meldet.

Anfang August 2024 haben die M23-Rebellen die Kämpfe um die Straße wieder aufgenommen. Innerhalb einer Woche erlangten sie die Kontrolle über die gesamte Strecke von Kiwanja bis Ishasha. Bevor sie in die Nähe von Sarambwe kamen, flüchteten die Wazalendo, griffen sich aber vorher noch die Ausrüstung der Fährtenleser im Patrouillenposten (Planen, Kochgeschirr, die Photovoltaik-Anlage, Ladegeräte, Telefone, Matratzen usw.) und richteten dort große Zerstörungen an.

Nach der Einnahme von Ishasha besuchten die M23 die Sarambwe-Region und baten die Bevölkerung, ruhig zu bleiben. Sie behindern die Arbeit der Fährtenleser nicht, aber diese befürchten, dass sich einige Wazalendo in Zivil im Wald versteckt halten.

Claude Sikubwabo Kiyengo

 

M23 (Mouvement du 23 mars): am 23.3.2012 gegründet. Warf der kongolesischen Regierung vor, mit den FDLR zusammenzuarbeiten und die Tutsi auslöschen zu wollen. Im November 2013 wurden die Rebellen besiegt. Seit November 2021 kämpft die M23 wieder gegen die Armee des Kongo, unterstützt von Ruanda.

FDLR (Forces Démocratiques de Libération du Rwanda): 2000 gegründet von Angehörigen der besiegten ruandischen Armee und der Interahamwe, die in den Ostkongo geflüchtet waren. Sie wollen vom Kongo aus Ruanda zurückerobern und kooperieren mit Teilen der kongolesischen Armee.

Wazalendo (Patrioten): Zusammenschluss Dutzender kleiner bewaffneter Gruppen zum Kampf gegen die M23, u. a. ehemaliger Mai-Mai.