Freundschaften bei weiblichen Berggorillas

Kategorien: Ausgabe 69, Verhalten, Ruanda, Vulkan-Nationalpark, Berggorillas

Auch Westliche Flachlandgorillas in Zoos können Freundschaften pflegen. Besonders eng war die Beziehung zwischen Jule und Ellen im Frankfurter Zoo. Hier groomt Ellen Jule nach einer kleinen Auseinandersetzung zwischen dieser und dem Silberrücken. (© Angela Meder)

Die Beziehung zwischen erwachsenen Gorillamännchen und -weibchen bildet die Grundlage der sozialen Struktur einer Berggorillagruppe. Weibliche Gorillas sind dafür bekannt, dass sie nur wenig interagieren. Vor kurzem wurde jedoch gezeigt, dass sie sich dennoch bevorzugt in der Nähe bestimmter Weibchen aufhalten und dass diese Präferenzen - hier "Freundschaften" genannt - gewöhnlich 1-4 Jahre andauern.

In einer neuen Studie des Dian Fossey Gorilla Fund in Zusammenarbeit mit den Universitäten von Texas und Zürich untersuchten Forscher*innen anhand von Langzeitdaten aus bis zu 13 Jahren, ob Gorillaweibchen in den Virungas Freundschaften pflegen, wie lange diese dauern und ob die Dauer der Freundschaften durch Verwandtschaftsverhältnisse und/oder ähnliches Alter beeinflusst wird. Zudem untersuchten sie, ob solche Freundinnen sich mehr groomen als andere Sozialpartner.

Der Großteil der Weibchen in den untersuchten 5 Gruppen hatte zumindest eine Freundin. Diese Freundschaften dauerten meist 1-2 Jahre; bei 13 Paaren wurden starke, dauerhafte Freundschaften von bis über 4 Jahren festgestellt. Zwischen Müttern und Töchtern und bei mütterlichen Geschwistern dauerten Freundschaften bis zu 12 Jahre. Jedoch stellten die Forscher auch zwischen nichtverwandten Weibchen Freundschaften fest. Allerdings war die Grooming-Häufigkeit kein Indikator für Freundschaften bei Berggorillas.

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass enge Freundschaften zwischen Gorillaweibchen existieren und dass diese wichtiger sind als bisher angenommen. Solche Freundschaften könnten Entscheidungen für oder gegen einen Gruppenwechsel beeinflussen und Folgen für die Fitness haben, was bei anderen Primatenarten bereits nachgewiesen wurde. Die Forscher*innen meinen, dass zur Definition enger Freundschaften sowohl bei Gorillas als auch bei anderen Arten nicht nur Grooming, sondern auch andere Parameter zwischen Partnerinnen herangezogen werden sollten. Welche Parameter dabei eine Rolle spielen, muss allerdings noch in weiteren Studien untersucht werden.

Zusammenfassung von
Derby, R. N., Eckardt, W., Stoinski, T. S., Morrison, R. E. Sandel, A. A. (2024): Female mountain gorillas form enduring social relationships. Animal Behaviour 213, 139-147