Tourismus: Westliche Flachlandgorillas
Kategorien: Tourismus, Ausgabe 38, Verhalten, Sonstige Länder, Sonstige Schutzgebiete, Westliche Flachlandgorillas, Gorilla Journal
Nach den Erfolgen beim Berggorilla-Tourismus wächst das Interesse immer mehr, auch bei den Westlichen Flachlandgorillas Tourismus einzuführen. Allerdings ist es viel schwieriger, diese Art an Menschen zu gewöhnen, und so gibt es derzeit nur wenige Gruppen, auf die sich der Tourismus konzentriert.
Wie sich die menschlichen Besuche auf das Verhalten dieser Tiere auswirken, wurde zum ersten Mal im Tourismusprogramm des Dzanga-Sangha-Projekts in der Zentralafrikanischen Republik erforscht. Wir verglichen die Reaktionen einer Gorillagruppe auf vier Besuchertypen: Touristen, Filmteams, Wissenschaftler und Fährtensucher. Dazu erfassten wir die Aktivität, die Häufigkeit aggressiven Verhaltens und die Lautäußerungen des Silberrückenmanns. Die Gruppe wurde im Durchschnitt pro Tag von drei Fährtensuchern, zwei Wissenschaftlern und zwei Touristen besucht.
Die Besucherzahlen hatten eine deutliche Wirkung auf das Verhalten der Tiere. Je mehr Touristen anwesend waren, desto länger war der Silberrückenmann zu sehen. Die Größe der Filmteams spielte keine Rolle, weil das Klappern der Kameraausrüstung generell für Unruhe sorgte. Bei den Wissenschaftlern war der Silberrückenmann umso seltener zu sehen, je mehr Forscher die Gruppe beobachteten.
Die Touristen und die Filmteams gingen näher als die Wissenschaftler und Fährtensucher an die Gorillas heran. Der Abstand lag aber immer über dem Mindestabstand von 7 m. Beim Besuch von Touristen und Filmteams veränderte sich vor allem das Aktivitätsmuster des Silberrückenmanns: Er schlief weniger und verbrachte mehr Zeit mit Fressen.
Insgesamt zeigten die Tiere nur selten aggressives Verhalten, das sich dann meist in drohenden Lauten äußerte. Die Filmteams lösten dieses Verhalten deutlich öfter aus als Wissenschaftler oder Fährtensucher. Mit ihrer Kameraausrüstung und den häufig wechselnden Positionen brachten die Filmer die größte Unruhe in die Gruppe.
Die Studie belegte, dass die Anwesenheit von Menschen generell das Verhalten der Gorillas beeinflusst. Auch habituierte Gorillas bewerten demnach ihre menschlichen Gäste nicht als neutralen Bestandteil der Umwelt. Im Allgemeinen hielten sich die Verhaltensänderungen (bezüglich Aggressivität und Aktivität) jedoch bei allen vier Besuchertypen in Grenzen.
Im Vergleich zum Berggorilla-Tourismus laufen die Besuche im Dzanga-Sangha-Projekt recht schonend ab. Seit dem Beginn des Programms 2002 ist das Touristenaufkommen auf 300 Gäste pro Jahr gestiegen und damit wesentlich geringer als bei den Berggorillas. Die Touristengruppen sind kleiner (maximal 3 Personen) und die Abstände zwischen den Besuchen größer. Zwar sind die Langzeitfolgen des Gorillatourismus und das Gesundheitsrisiko für die Tiere noch nicht erforscht, doch erfreulicherweise vermehren sich die Frauen der habituierten Gorillagruppe gut. Die gute Sichtbarkeit der Tiere und die Zufriedenheit der Touristen zeigen, dass man mit behutsamem Management auch beim Westlichen Flachlandgorilla erfolgreich in den Gorillatourismus einsteigen kann.
Chloe Hodgkinson und Chloé Cipolletta