Iris Weiche: Uganda 2001
Kategorien: Ausgabe 23, Uganda, Berggorillas, Gorilla Journal, Reiseberichte
Im Juli war ich zusammen mit Dr. J. Ströbele-Gregor in Uganda, um mit Vertreter von Regierungs- und Partnerorganisationen zusammenzutreffen. In Kampala übergab ich Dr. Robinson, dem Direktor der ugandischen Naturschutzbehörde UWA, einen Vorschlag für ein Memorandum of Understanding, also einer schriftlichen Niederlegung für eine offizielle Zusammenarbeit. Dies wird seit Anfang des Jahres 2001 verstärkt von den ugandischen Behörden von im Land tätigen Organisationen eingefordert. Kritisch bleiben weiter die bürokratischen Wege, auf denen unsere Unterstützungen die Projekte erreichen sollen. In dem Vorschlag sind z. B. feste jährliche Zusagen von Gummistiefeln für die beiden Gorilla-Nationalparks angegeben. Ein wichtiger Punkt bei den Diskussionen sind die Zollgebühren, die wir für unsere Lieferungen immer zu bezahlen haben. Das Problem ist auch bei anderen Organisationen gegeben und wir haben leider bisher keine optimistischen Auskünfte erhalten, ob uns diese Gebühren in Zukunft erlassen werden können. Durch Gespräche mit Vertretern der GTZ erfuhren wir, daß Gelder für direkte Naturschutzmaßnahmen durch die deutschen Behörden einer zunehmenden Kürzung unterworfen sind. Auch die Zusagen der Weltbank sind reduziert worden, so dass UWA auf die Unterstützung von Schutzorganisationen angewiesen ist. Herr Schmitt informierte uns über ein interessantes Projekt, das Biomonitoring-Programm, welches zukünftig notwendige Informationen aus den Schutzgebieten schnell verfügbar macht. Dazu werden von Wildhütern auf ihren Patrouillen Daten über Tierbestände, menschliche Eingriffe und sonstiges in GPS-Geräte eingegeben, die dann mittels Computer an das Hauptquartier weitergeleitet werden können. Das Programm ist in der Probephase, soll aber später auch von anderen Staaten wie Ruanda und der DR Kongo übernommen werden. Da nicht alle zu erwartenden Kosten bislang gedeckt sind (z. B. für Computer), bietet sich hier möglicherweise für die B&RD eine Zusammenarbeit an. Weitere Treffen fanden statt mit Samson Werikhe von den Wildlife Clubs of Uganda, die in der Umwelterziehung tätig sind, und mit Helga Rainer vom IGCP (International Gorilla Conservation Programme). IGCP versucht, Gelder für einen Landankauf im Bwindi Nationapark zu sammeln. Das Land wird im Moment ackerbaulich genutzt und liegt in direkter Nachbarschaft der Gorilla-Gruppe Nukuringo. Auch wir haben dieses Gebiet besucht. Die Gruppe hat derzeit 19 Mitglieder, wovon einige öfters auf die Felder gehen. Sie werden dann von speziell ausgebildeten Leuten wieder in den Wald getrieben. Da dies aber eine Sisyphuos-Arbeit ist, wurde beschlossen, den Lebensraum der Gruppe durch zusätzliches Land zu erweitern. Für uns besteht in diesem Projekt die Möglichkeit zur finanziellen Kooperation mit IGCP. 8 Wildhüter sind für die Nukuringo-Gruppe zuständig und wir haben sie nach unserem Besuch bereits durch 8 Rucksäcke, Regenjacken und Sweater unterstützt. Die gesamten 80 Wildhüter des Bwindi-Nationalparks erhielten Pullover, die von einer Kooperative in Kisoro produziert wurden. Leider hatten wir Pech mit dem Besuch der Gorilla-Gruppe im Mgahinga-Nationalpark. Einmal wanderten sie kurz vorher über die Grenze in den Congo und beim anderen Mal waren keine Stand-by-Plätze zu bekommen. Doch das Verhalten der Ranger und der begleitenden Soldaten war korrekt und angenehm. Eine erfreuliche Entwicklung ist unseres Erachtens, daß das Büro des Nationalparks von Kisoro direkt an die Parkgrenze verlegt wird. Auf einem kurzen Abstecher nach Ruanda besuchten wir die Sabinyo-Gruppe. Aufgrund der Sicherheitslage waren nur wenige Touristen auf den Besuchslisten. Viel Militär und etliche Wildhüter begleiteten uns (insgesamt 3 Touristen), hielten sich aber bei der Gruppe zurück. Auch hier wurde auf die Einhaltung der Regeln genau geachtet. Wir freuten uns sehr, die ersten Touriten zu sein, die ein drei Tage altes Neugeborenes sehen durften. Die Gruppe, die aus 12 Mitgliedern inklusive 2 Silberrücken besteht, war sehr entspannt. Die junge Mutter kam nach einer Weile, legte sich vor uns auf den Rücken und präsentierte ihr Baby auf dem Bauch. Weiterhin traf ich mit Claude Sikubwabo zusammen, der mir eine Zusammenarbeit im neuen Peace Park Projekt der IUCN vorschlug. Wir konnten ihm mitteilen, daß wir 4 Fahrräder für die Wildhüter des Sarambwe-Gebietes bereitstellen, die auch mittlerweile durch unseren Assitenten William Mugisha übergeben wurden. Für die Wildhüter des Mikeno-Gebietes in der DRKongo werden wir auch weiteres Material bereitstellen. In der Zwischenzeit wurden bereits 14 Regenjacken und 41 Sweater aus unserem Lager übergeben und zusätzliches Material wird bald aus Deutschland geliefert. Mit einem Vertreter des Tayna Gorilla Reserve, Herrn Likanga, hatte ich eine Unterredung über die Fortschritte des dortigen Zensus. 40 Personen waren an der ökologischen Bestandserfassung beteiligt, die von Juli bis September lief. Das Augenmerk wurde auf Großsäuger gelegt wie Gorillas, Schimpansen, Elefanten und Okapis. Das Projekt, das aus dem Interesse der Gemeinden selber entstand und dadurch hohe Akzeptanz bei den etwa 1000 Personen im Umfeld des Schutzgebietes hat, scheint sich gut zu entwickeln und wir werden es mit großem Interesse weiter verfolgen. Ich übergab Herrn Likanga 100 US$ als Zuschuss für die Grenzmarkierungen. Weiterhin erhielten sie 10 Regenjacken, 10 Sweater, T-Shirts, 1 Zelt und andere Ausrüstungsgegenstände. In Kisoro besuchten wir die St. Gertrud's School und besprachen Möglichenkeiten einer Zusammenarbeit. Umwelterziehung ist ein wichtiger Punkt, um die Akzeptanz von Schutzmaßnahmen in parkangrenzenden Gemeinden zu erreichen. Wir wollen deshalb gerne deutsch-afrikanische Klassen- oder Schulpartnerschaften in unseren Projektgebieten ins Leben rufen. Die Oberin Petronella erläuterte, dass sie mit Unterstützung der zuständigen naturwissenschaftlichen Lehrerin und mit Hilfe unseres Assistenten eine lebende Hecke um das Schulgelände pflanzen möchte. In Planung ist auch Bienenzucht und vielleicht die Anlage eines Medizinalpflanzen-Gartens. Durch diese Maßnahmen können ökologische Zusammenhänge und Nutzen einer intakten Natur den jungen Menschen nahegebracht werden.
Iris Weiche