Wiederherstellung des Sarambwe-Patrouillenpostens
Kategorien: Ausgabe 62, Krieg, Konflikte, Schutzmaßnahmen, D. R. Kongo, Sarambwe, Berggorillas
Der Postenwurde am Abend des 10. Oktober 2020 von einer Gruppe von Mai-Mai aus der Gegend angegriffen. Bereits einige Tage zuvor waren einige Dörfer in der Umgebung sowie der Chef der Fährtensucher überfallen und geplündert worden. Während des Angriffs kam ein Wildhüter ums Leben, und ein Drittel der Ausstattung (u. a. Matratzen, Stühle, Solar-Panels, Straßenlampen) wurde entwendet. Auf das Gebäude selbst wurde stark geschossen, Wände und Wellblechdächer wurden beschädigt (hier der Bericht).
Um das Leben des Personals und der Soldaten des Postens nicht zu gefährden, beschloss die Parkbehörde ICCN, die Wildhüter abzuziehen. Die restliche Ausstattung wurde an einem sicheren Ort gelagert. Das Reservat war verlassen: keine Wildhüter, kein Militär, keine Fährtensucher. Für Wilderer, Holzfäller und Köhler also leichtes Spiel. Aus allen Ecken erreichten uns Berichte über illegale Aktivitäten.
Nach einer Diskussion beschlossen die Fährtensucher, ihre Aktivitäten mit oder ohne Unterstützung des ICCN und des Militärs wieder aufzunehmen. Daraufhin finanzierte die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe (B&RD) die Wiederherstellung des Sarambwe-Postens. Die zerbrochenen Fenster wurden ersetzt, die beschädigten Wellblechdächer ausgetauscht und die Ausstattung (Matratzen, Stühle, Planen, Solar-Panels, Straßenlampen, Funkgeräte, Küchenzubehör usw.) wiederbeschafft. Dies hat den Posten wieder benutzbar gemacht und zeigt dem ICCN und der Bevölkerung, dass die B&RD das Reservat weiter unterstützen will.
Das war aber nicht alles – auch die Bevölkerung, die bei den Angriffen auf ihre Dörfer ihr Vieh verloren hatte, erhielt Hilfe: Den Geschädigten wurden Mittel für den Kauf von 34 Ziegen und 10 Schafen zur Verfügung gestellt. Diese Geste war sehr wichtig für die Bevölkerung und für die Aufrechterhaltung des bewährten Warnsystems.
Sobald der Posten wiederhergestellt war, stationierte der Kommandeur der Armee (FARDC) wieder Soldaten, um Sarambwe zu sichern. Zwei Fährtensucher wohnen im Patrouillenposten, acht andere nicht weit entfernt. Sie führen ihre Patrouillen wie vorher regulär an sechs Tagen pro Woche durch, halten den Posten samt Grundstück instand und pflegen 3-4 Wege pro Monat. Seit Anfang 2021 führten sie 77 Patrouillen durch, verhinderten illegales Eindringen in das Reservat sowie das Anlegen von Feldern und löschten Brände.
Bei ihren Patrouillen werden die Fährtensucher Zeugen von Straftaten, was vor allem schwierig ist, wenn sie die Täter persönlich antreffen. Bis jetzt arbeiten sie ohne einen Vertreter des ICCN, der die Täter befragen, aufklären und verwarnen könnte. Ohne diese Unterstützung müssen sie immer wieder selbst entscheiden, ob die Täter freizulassen oder an die Polizei zu überstellen sind.
In den letzten drei Monaten beobachteten die Fährtensucher folgende Gesetzesverstöße im Reservat nahe der Grenze zu Uganda: eine Kaffee-Pflanzung, zwei (brachliegende) Felder, Feuer zur Anlage von Feldern und einen Fall von Wilderei.
Claude Sikubwabo