Streifgebiete von Gorillas in Ndoki

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Westlicher Flachlandgorilla im Gaia Zoo (© Angela Meder)

Westliche Flachlandgorillas haben größere Streifgebiete als Berggorillas - das war lange die übliche Ansicht unter Gorillaforschern. Zurückgeführt wurde dieser Unterschied auf die ökologischen Bedingungen, das unterschiedliche Nahrungsangebot und die Zusammensetzung der Nahrung; Arten, die sich zu einem großen Teil von Früchten ernähren (wie die Westlichen Flachlandgorillas) haben in der Regel größere Streifgebiete als Arten, die vorwiegend Blätter verzehren (wie die Berggorillas).

In einer neuen Studie wurden 8 Jahre lang 5 Gorillagruppen im Ndoki-Wald, Republik Kongo, beobachtet, und dabei ergab sich ein überraschendes Bild. Das durchschnittliche Streifgebiet war bei diesen Gruppen 5,39 km² groß, das Kerngebiet umfasste 1,54 km². Bei allen 5 Gruppen überschnitten sich die Streifgebiete mit denen anderer Gorillagruppen, durchschnittlich auf 78 % der Fläche. Wenn sich die Kernzonen überschnitten, waren es im Mittel 72 %. Bei Berggorillas betragen die Werte 82 % für die Streifgebiete und 76 % für die Kernzonen.

In ihrer Untersuchung fanden die Forscher kleine beständige Streifgebiete. Die jährlichen Streifgebiete waren kleiner als bei Studien in anderen Teilen des Verbreitungsgebiets Westlicher Flachlandgorillas. Die Größe der Streifgebiete in dieser Studie entsprach etwa der von Berggorillas in Gruppen mit gleicher Individuenzahl. Damit ist die Größe der Streifgebiete bei Westlichen Flachlandgorillas nicht generell an die Nahrungsverfügbarkeit geknüpft; möglicherweise hängt sie auch mit der Sozialdynamik zusammen.

Bei allen Gorillagruppen der Studie bestimmte die Gruppengröße die Größe des monatlichen Streifgebiets und der monatlichen Kernzone. Die Gebiete verschiedener Gruppen überschnitten sich stark und wurden gemeinsam genutzt, in zwei Fällen überschnitten sich auch die Kernzonen. Unterschiede bei der Überschneidung und der gemeinsamen Nutzung können außerdem von bestimmten Aspekten sozialer Beziehungen beeinflusst werden. Um diese Aspekte genauer zu bestimmen, ist allerdings weitere Forschung notwendig.

Zusammenfassung von
Judson, K., Sanz, C., Ebombi, T. F., Massamba, J. M., Teberd, P., Abea, G., Mbebouti, G., Matoumona, J. K. B., Nkoussou, E. G., Zambarda, A., Brogan, S., Stephens, C. & Morgan, D. (2024): Socioecological factors influencing intraspecific variation in ranging dynamics of western lowland gorillas (Gorilla gorilla gorilla) in Ndoki Forest. American Journal of Primatology 86, e23586