Säen und wachsen lassen? Das Bwindi-Baumnetzwerk

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Setzlinge im September 2022 (© Martha M. Robbins)

Wenn man durch den Bezirk Rubanda in Uganda fährt, sieht man überall Nadelbäume. Da könnte man denken, es sei eine einfache Sache, eine Nadelbaumzucht anzulegen. Aber weit gefehlt!

Ziel des Projekts Bwindi-Baumnetzwerk ist es, die Menschen, die in der Nähe des Bwindi-Impenetrable-Nationalparks leben, mit Setzlingen von Nadel-, Obst- und einheimischen Bäumen zu versorgen, die sie auf ihrem Land einpflanzen können. Zum einen soll sie dies davon abhalten, in den Wald zu gehen, um dort Ressourcen auszubeuten, zum anderen soll das Projekt ihre Lebensbedingungen verbessern. Das Holz der Nadelbäume und die Früchte können die Familien selbst verwenden oder verkaufen. Insgesamt geht es darum, die Einstellung der Bevölkerung zum Naturschutz zu verbessern, die Bedeutung des traditionellen Wissens zu unterstreichen und zum Schutz des natürlichen Waldes beizutragen.

Das Projekt startete im April 2022. Wir hatten geplant, die Obstbaumsetzlinge von einem Anbieter in der nahegelegenen Stadt und die Setzlinge der im Bwindi-Wald heimischen Bäume beim ITFC zu kaufen. Die Nadelbäume wollten wir selbst ziehen, weil wir damit schon Erfahrung hatten und Einheimische in das Projekt einbeziehen wollten. Wir waren etwas naiv und dachten, wir müssten nur ein Beet anlegen, die Samen in Töpfe stecken, einige Wochen auf das Keimen warten und hin und wieder gießen - dann hätten wir nach einigen Monaten Tausende Nadelbaumsetzlinge. Doch es stellte sich heraus, dass das Ziehen von Setzlingen nicht so einfach ist wie erwartet. In den vergangenen zwei Jahren haben wir viel dazugelernt und wir lernen immer noch. Viele Naturschutzprojekte geben ihre Fehler ungern zu, wir sind allerdings ermutigt worden, über unsere Herausforderungen in diesem Projekt zu schreiben.

Zuerst legten wir eine kleine Baumschule im Dorf Katooma an, etwa 1 km entfernt von der Grenze des Bwindi-Nationalparks: Beete für die Setzlinge und einen Zaun zum Schutz vor Kühen, Ziegen und Schweinen, überdacht mit Farnzweigen als Schutz gegen intensive Sonneneinstrahlung oder heftigen Regen. Im ersten Versuch säten wir etwa ein halbes Kilogramm Samen aus und erwarteten, dass 50 000 davon keimen würden; aber nur ca. 7000 Setzlinge schoben ihre Blättchen aus dem Boden. Anfangs spekulierten wir, dass es an den starken Regenfällen in den ersten beiden Wochen nach der Aussaat lag oder dass Mäuse alles gefressen hätten. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatten wir jedoch Samen in schlechter Qualität erhalten.

Inzwischen kaufen wir die Samen von der Nationalen Waldbehörde und wässern sie vor dem Aussäen. Leider sind auch da viele Setzlinge kurz nach dem Keimen eingegangen. Anfangs hatten wir eine Mischung aus lokaler Erde und Sand verwendet, aber infolge der starken landwirtschaftlichen Nutzung enthielt diese Erde nicht genügend Nährstoffe. Daher mischen wir nun Mist darunter, den wir von lokalen Bauern erhalten, und setzen auch flüssigen Dünger bei den Setzlingen ein. Außerdem verwenden wir ein Fungizid, da einige Setzlinge Pilzen zum Opfer gefallen waren.

Die Setzlinge kommen in Töpfe, wenn sie ca. 5 cm hoch sind. Sie dürfen noch nicht zu groß sein, damit sich ihre Wurzeln gut trennen lassen. Dabei müssen wir sehr vorsichtig vorgehen. Dieses Eintopfen der Setzlinge verursacht viel Stress und auch Verluste. Wir haben deshalb versucht, die Samen direkt in den Töpfen keimen zu lassen, aber der Keim-Erfolg war dort geringer.

Wenn die Setzlinge eine bestimmte Größe erreicht haben, werden sie verteilt - in Abstimmung mit den Chefs der lokalen Gemeinden, die dafür Listen erstellen. Bis jetzt haben wir Setzlinge an 6 Dörfer bzw. 625 Haushalte übergeben. Davon waren etwa 23 000 Nadelbaumsetzlinge aus unserer Baumschule, 1500 Setzlinge einheimischer Baumarten (vom ITFC) und 1400 Zitronenbaum-Setzlinge. Ungefähr ein Jahr später liegen uns Informationen von 40 Haushalten zu den "Überlebensraten" vor: Nadelbaumsetzlinge 64 %, Zitronenbäume 88 % und einheimische Bäume 46 %.

Wir werden oft gefragt, warum wir auch Setzlinge von Nadelbäumen und Zitronenbäumen verteilen. Uns ist bewusst, dass dies keine einheimischen Arten sind. Viele Naturschützer haben die romantische Vorstellung, dass alle Hand in Hand in den Wald gehen, Millionen Bäume pflanzen und so einen neuen Wald schaffen. Das wünscht sich zwar jeder, aber - ganz ehrlich - so funktioniert das nicht.

Naturschutz funktioniert nicht ohne die Bevölkerung; man kann nicht einfach hingehen, den Menschen sagen, was sie tun sollen, und dann wieder verschwinden. Projekte enden eines Tages, aber die Menschen leben dort für Generationen. Daher haben wir sie vor dem Start des Projektes befragt, und sie haben ganz klar Nadel- und Zitronenbäume bevorzugt - aus ökonomischen Gründen.

Dieses Projekt unterstreicht einmal mehr: Soll Naturschutz Erfolg haben, ist es wichtig, lokales Wissen und die Gemeinden einzubeziehen.

Mathias Banshekuura, Cristian Alvarado Tamayo und Martha M. Robbins