Konflikte mit Gorillas bei den Virunga-Vulkanen
Kategorien: Ausgabe 44, Konflikte, D. R. Kongo, Uganda, Bwindi, Berggorillas, Gorilla Journal
Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren kommen dort vor, wo sich die Lebensräume von Menschen und wild lebenden Tieren überlappen. Die Tiere plündern die Ernte von Bauern oder konkurrieren mit Siedlern um Ressourcen.
In der Region Virunga-Bwindi haben Lebensraumzerstörung und dichte Besiedelung dazu geführt, dass die Waldtiere zwangsweise in Konflikt mit Menschen kommen. Vor allem die Berggorillas sind dann Gefahren ausgesetzt: Menschliche Krankheiten können auf sie übertragen werden, sie können von Menschen angegriffen oder verletzt werden, wenn sie z. B. in Schlingen geraten.
Im Virunga-Vulkangebiet von Ruanda zerstören Gorillas nicht selten Eukalyptusplantagen außerhalb der Nationalparks. Immer häufiger werden Gorillagruppen und einzelgängerische Silberrückenmänner auf Mais- und Bananenfeldern an den Parkgrenzen gesichtet.
Berggorillas rangieren – nach Elefanten und Büffeln – zwar erst an dritter Stelle der Ernteschädlinge, werden von den Bauern aber als massive Bedrohung wahrgenommen. Ihre Habituierung im Rahmen von Tourismusprogrammen sowie verstärkte Schutzmaßnahmen haben dazu geführt, dass sie die Scheu vor Menschen verloren haben.
HuGo. Bereits in den 90er Jahren wurde das Problem erkannt und erste Strategien wurden entwickelt, um diese Konflikte zu vermeiden. 1998 wurde das Human–Gorilla (HUGO) Conflict Resolution Program etabliert, das verhindern sollte, dass Berggorillas mit den Siedlern am Rand des Bwindi-Impenetrable-Nationalparks in Konflikt geraten. Es startete mit zwei Teams von entsprechend geschulten Freiwilligen aus den umliegenden Dörfern unter Leitung eines Wildhüters der UWA und beschränkte sich zunächst darauf, die Gorillas in den Wald zurückzutreiben. Später wurden Tierärzte hinzugezogen, die auch ein Hygiene- und Gesundheitsprogramm für die Bevölkerung initiierten.
Nachdem sich das Programm als erfolgreich erwiesen hatte, wurde HuGo 2001 auf den Mikeno-Sektor ausgedehnt. Ob und wie die Maßnahmen im Kongo wirkten, lässt sich leider nicht sagen, weil die Unterlagen verloren gingen, als die Station Rumangabo 2008 von Rebellen überfallen wurde.
Pufferzonen. Als Pufferzonen bezeichnet man Landstreifen zwischen natürlichem Waldrand und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Pufferzonen sollten so gestaltet oder bewirtschaftet werden, dass die Wildtiere nicht in die eigentlichen Landbaugebiete gelangen. Da eine habituierte Gorillagruppe in der Region Nkuringo bis zu 1 km weit aus dem Wald kam, wollte man versuchen, sie mit einer solchen Pufferzone von den Feldern fernzuhalten. Die UWA erwarb dazu ein 12 km langes und 350 m breites Stück Land, das seither nicht mehr mit für die Gorillas attraktiven Feldfrüchten bebaut wird.
Fazit: Eine Analyse der bisherigen HuGo-Aktivitäten ergab, dass es wichtig ist, die Kosten der Maßnahmen im Verhältnis zum Nutzen im Auge zu behalten. Um eine Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen zu bekommen, müssen Daten erhoben werden, aus denen hervorgeht, wie wirksam die einzelnen Maßnahmen sind. Beobachtet werden muss auch, welche „Gegenstrategien“ die Gorillas entwickeln.
Außer in der Region Nkuringo grenzen die Äcker und Felder unmittelbar an die Schutzgebiete, daher muss verstärkt über eine Nutzung der Grenzbereiche nachgedacht werden. Besonders wichtig ist es auch, die Motivation der Bauern aufrechtzuerhalten. Entschädigungszahlungen genügen nicht, auch permanente Aufklärungsarbeit ist notwendig.
Dieser Text ist eine Zusammenfassung der folgenden Veröffentlichung:
Kalpers, J., Gray, M., Asuma, S., Rutagarama, E., Makambo, W. & Rurangwa, E. (2011): Buffer Zone and Human–Wildlife Conflict Management. S. 105–137 in: Gray, M. & Rutagarama, E. (Hrsg.) 20 Years of IGCP: Lessons Learned in Mountain Gorilla Conservation. Kigali (IGCP)