Klimawandel im Kongobecken

Kategorien: Ausgabe 65, Gefahren, Regenwald, Ökologie, D. R. Kongo, Grauergorillas

Regenwald im Ostkongo, von oben gesehen (© Matti Barthel)

Das Kongobecken erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 4 Millionen km² und beherbergt eine Vielzahl verschiedener Ökosysteme. Grassavannen im Norden und Süden umschließen einen breiten Streifen mit tropischen Wäldern im Herzen des Kontinents. Diese Wälder reichen vom Zentralafrikanischen Graben im Osten der Demokratischen Republik Kongo bis zur Atlantikküste von Gabun und Kamerun. Aber nicht alle Wälder sind gleich: Der Waldgürtel besteht aus Tieflandregenwäldern, Bergregenwäldern und Sumpfwäldern, aber auch aus Trockenwäldern, in denen die sogenannten Miombo-Baumarten dominieren.

Der mächtige Kongofluss schlängelt sich in einem großen Bogen mehr als 4700 km durch dieses Gebiet, bevor er mit einem durchschnittlichen Ausstrom von 41 000 m³ je Sekunde in den Atlantik fließt. Dieser Fluss ist so gewaltig, dass er eine natürliche Grenze auf dem Kontinent gebildet hat, die zur getrennten Entwicklung von Schimpansen und Bonobos führte. Die Bonobos leben südlich des Flusses und sind wie der Kongopfau und das Okapi ausschließlich in der Demokratischen Republik Kongo zu finden.

Die kongolesischen Tropenwälder sind nicht nur wichtig für den Schutz einer einzigartigen Tierwelt. Der Wald absorbiert durch Photosynthese auch riesige Mengen von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre und spielt daher eine wichtige Rolle für das Klima. Aktuell sind die Tropenwälder noch eine Netto-Senke für CO2, das heißt, sie nehmen mehr CO2 auf als sie abgeben. Intakte afrikanische Regenwälder absorbieren bis zu 0,3 Pg (1015 g) C (Kohlenstoff) im Jahr (Hubau et al. 2020) - ungefähr das Doppelte der gesamten jährlichen Emissionen Deutschlands aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Industrie. Damit nehmen sie doppelt so viel CO2 auf wie intakte Wälder des Amazonasbeckens! Aber die CO2-Aufnahme dieser Wälder ist nicht die einzige entscheidende Funktion für das globale Klima. Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O) sind zwei weitere wichtige Treibhausgase, die von tropischen Waldböden aufgenommen oder freigesetzt werden (Barthel et al. 2022). Überschwemmte Sumpfwälder geben zum Beispiel große Methanmengen ab, während nicht überschwemmte Waldgebiete Methan absorbieren. Daher sind die Tropenwälder äußerst wichtig, um den Klimawandel, der durch die vom Menschen erzeugten Treibhausgase verursacht wird, abzupuffern.

Der Klimawandel wirkt sich umgekehrt auch auf das Kongobecken selbst aus, wie aus Langzeit-Lufttemperaturmessungen hervorgeht. Seit 1960 zeichnet das Meteorologische Institut der Forschungsstation INERA in Yangambi, D. R. Kongo, die tägliche Lufttemperatur von Hand in Tabellen auf - an jedem einzelnen Tag bis heute. In akribischer Arbeit hat ein internationales Team von Wissenschaftlern diese Temperaturdaten nun digitalisiert und ausgewertet. Diese sechs Jahrzehnte handschriftlicher Aufzeichnungen zeigen, dass sich das Kongobecken in den letzten Jahrzehnten stetig erwärmt hat (Kasongo et al.). Aber nicht nur die Temperaturen sind dort gestiegen, auch die Dauer der Trockenzeit hat sich in den letzten Jahrzehnten verlängert (Jiang et al. 2019) und die Vergilbung der kongolesischen Wälder hat zugenommen (Zhou et al. 2014). Sowohl die steigenden Temperaturen als auch die längeren Trockenzeiten können die Baumsterblichkeit erhöhen, was voraussichtlich die CO2-Aufnahmekapazität der Wälder verringern und die Waldstruktur und -zusammensetzung verändern würde. Wie genau sich diese raschen Klimaveränderungen auf andere Funktionen des Ökosystems auswirken werden, etwa auf den Lebensraum der Bonobos, bleibt abzuwarten. Nur eines ist sicher: Größere Anstrengungen zum Schutz der Vegetation sind unbedingt notwendig, um dem Wald in naher Zukunft eine Chance zu geben. Der Klimawandel verschärft schon jetzt den Druck auf diese Systeme, während wir sie ganz dringend brauchen, um den Kohlenstoff in der Luft zu reduzieren.

Marijn Bauters und Matti Barthel

Literatur
Barthel, M. et al. (2022): Low N2O and variable CH4 fluxes from tropical forest soils of the Congo Basin. Nature Communications 13, 330. https://doi.org/10.1038/s41467-022-27978-6
Hubau, W. et al. (2020): Asynchronous carbon sink saturation in African and Amazonian tropical forests Nature 579, 80-87
Jiang, Y. et al. (2019): Widespread increase of boreal summer dry season length over the Congo rainforest. Nature Climate Change 9, 617-622
Kasongo, E. Y. et al. (eingereicht): Six decades of ground-based climate monitoring indicate warming and increasing precipitation seasonality and intensity in Yangambi (central Congo basin)
Zhou, L. et al. (2014): Widespread decline of Congo rainforest greenness in the past decade. Nature 509, 86-90