Club Ebobo
Kategorien: Ausgabe 36, Schutzmaßnahmen, Sonstige Länder, Westliche Flachlandgorillas, Gorilla Journal
"Wenn wir das Überleben der Gorillas dauerhaft sichern wollen, müssen wir uns an die künftige Generation wenden - also an die Kinder." Mit dieser Grundidee wurde 1998 das Schulprojekt "Club Ebobo" von Forschern der Mbeli-Bai-Studie gestartet. "Ebobo" heißt in der lokalen kongolesischen Sprache "Gorilla".
Die Initiative Club Ebobo ist Teil des Nouabale-Ndoki-Projekts, einer Kollaboration von WCS und der Regierung des Kongo, das die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung für den Nouabalé-Ndoki-Nationalpark im Norden der Republik Kongo stärken soll.
Der Club will Schulkinder über die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt ihrer Heimat unterrichten und sie dafür begeistern. Sie sollen den Nationalpark schätzen lernen. Nebenbei will man aber auch das Verständnis für die Schutz- und Forschungsmaßnahmen wecken. Aus gutem Grund: Die Zahl der Gorillas geht im westlichen Äquatorialafrika dramatisch zurück. Die Hauptursachen dafür sind Wilderei und die mangelhafte Durchsetzung der Schutzgesetze.
Mit regelmäßigen Patrouillen, verschärften Gesetzen und alternativen Proteinquellen lässt sich die Bedrohung zwar mittelfristig mindern, doch langfristig führt das stetige Bevölkerungswachstum unweigerlich zu einem Verlust des Gorilla-Lebensraums und zu massiver Bedrohung der Populationen.
Möglicherweise kann die Umweltbildung eine Schlüsselrolle bei den Maßnahmen übernehmen, die das Überleben der Gorillas im Westlichen Äquatorialafrika sichern sollen - denn sie wirkt kurzfristig und langfristig. Umgehende Erfolge erzielen beispielsweise Schulungen von Polizisten, Richtern oder Zollbeamten, die mit dem Vollzug von Schutzgesetzen betraut sind. Allgemeine Aufklärungskampagnen zu den Risiken des Wildfleisch-Konsums können ebenfalls den Druck auf die Primaten reduzieren. Gorillas sind nämlich Überträger gefährlicher Krankheitserreger wie des Ebola-Virus.
Auf die langfristige Wirkung der Umweltbildung setzt man beim Club Ebobo. So geht man davon aus, dass Schüler, die die Artenvielfalt ihrer Heimat kennen und schätzen, sich später weniger am Wildfleisch-Handel beteiligen oder Wildfleisch verzehren werden. Man will also die Einstellung der Kinder verändern und damit auf ihr Verhalten einwirken.
Club Ebobo findet einmal pro Monat an drei Grundschulen in der Region statt. Kongolesische Forschungsassistenten der Mbeli-Bai-Studie kommen dafür in die Schulen und unterrichten gemeinsam mit den Lehrern in Französisch und in der lokalen Sprache Lingala. Der Club hebt sich mit seiner modernen Unterrichtsform klar vom ortsüblichen Auswendiglernen ab. Mit Arbeitsblättern, Liedern und Spielen, Videos, Powerpoint-Präsentationen oder in Rollenspielen mit Tierpuppen lernen die Kinder die Biologie geschützter Arten, die Bedeutung des Regenwalds oder Schutzmaßnahmen kennen. Der Erfolg der Bildungsinitiative wird schließlich überprüft.
Das Schulprojekt hat bereits Schule gemacht: In anderen Regionen wurde das Prinzip übernommen, etwa im Club P.A.N. am Taï-Nationalpark.
Thomas Breuer