7 Meter Abstand
Kategorien: Tourismus, Ausgabe 44, Gefahren, Uganda, Bwindi, Berggorillas, Gorilla Journal
Der Gorillatourismus stellt für Uganda eine wesentliche Einnahmequelle dar, er birgt jedoch auch Gefahren für die Tiere. Je geringer der Abstand zwischen Mensch und Gorilla, desto größer die Gefahr einer Übertragung von Krankheitserregern.
Im Bwindi Impenetrable Nationalpark leben 10 habituierte Gorillagruppen – eine für die Forschung und 9 für den Tourismus – sowie 21 nicht-habituierte Gorillafamilien. Die Tourismusgruppen dürfen pro Tag von maximal 8 Personen für höchstens eine Stunde besucht werden. Die UWA plant, weitere Gorillagruppen für den Tourismus zu habituieren.
Um die Übertragung von Krankheiten möglichst gering zu halten, sollen die Besucher einen Abstand von 7 m zu den Gorillas einhalten. Zwei Studien zur Umsetzung dieser Abstandsregel wurden 2004 und 2011 durchgeführt. In der ersten Studie befragte Chris Sandbrook insgesamt 361 Touristen aus 133 Besuchergruppen, die bei den Gorillagruppen Rushegura, Mubare und Habinyanja gewesen waren. Bei diesen Besuchen betrug die geschätzte mittlere Distanz zwischen Touristen und Gorillas 2,76 m. Berichte von direktem Kontakt gab es nicht. Junge Gorillas hielten dabei geringeren Abstand zu den Touristen, aber für kürzere Zeit.
Bei meiner Studie aus dem Jahr 2011 wurden 25 Touristen befragt, die alle bis auf einen die gleichen Gorillagruppen wie in der Studie 2004 besucht hatten. Nach ihren Berichten betrug der mittlere kürzeste Abstand zu den Gorillas nur 2,20 m, und 5 Personen hatten sogar direkten Kontakt zu den Tieren.
Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass die 7-m-Abstandsregel nicht befolgt wird und dass die Touristen den Gorillas gefährlich nahe kommen. Nach meiner Studie war der Abstand zwischen 2004 und 2011 eher noch geringer geworden, und der direkte Kontakt hatte zugenommen.
Der empfohlene Abstand wird nicht eingehalten, weil
schlecht ausgebildete oder zu nachsichtige Führer den Touristen einen „Gefallen“ tun wollen,
dichte Vegetation den Blick auf die Gorillas behindert,
neugierige junge Gorillas sich den Menschen nähern.
Da die Anzahl der Gorillabesuche und der habituierten Gruppen weiter steigt, müssen die Verantwortlichen einen Weg finden, den notwendigen Abstand sicherzustellen. Dafür sind häufigere und bessere Schulungen für die Gorillaführer nötig; außerdem müssen die Touristen gründlicher darüber aufgeklärt werden, welche Gefahr die Übertragung von Krankheiten für die Gorillas bedeutet. Schließlich soll der Gorillatourismus einen Beitrag zum Schutz der Berggorillas leisten und nicht die bereits stark bedrohten Tiere zusätzlich gefährden.
Allison C. Hanes