Zu Gast bei Gorillas
Kategorien: Gorilla Journal, Ausgabe 56, Tourismus, Berggorillas
Gorillabesuche sind seit den 80er-Jahren populär. Aktuell besuchen etwa 50 000 Touristen im Jahr die Berggorillas. Besuche sind bei 20 Gruppen im Virunga-Gebiet und bei 14 im Bwindi-Park möglich. Grauergorillas können im Kahuzi-Biega-Park, Westliche Gorillas in Bai Hokou, Mondika, Odzala und Loango besucht werden.
Der Gorillatourismus hat zahlreiche Vorteile für den Gorillaschutz: Die Gebühren für die Gorillabesuche bringen den Parks und verschiedenen Unternehmen viel Geld. Das regelmäßige Monitoring der habituierten Gorillagruppen sorgt für deren Schutz und ermöglicht eine tierärztliche Betreuung der Gorillas. Dieser Schutz führte zu einer Zunahme der Gorillapopulation seit den 80er-Jahren. Allerdings kann der Gorillatourismus auch eine Gefahr für die Tiere darstellen, wenn die Besuche nicht verantwortungsvoll durchgeführt werden.
Ein Besuch bei den Gorillas ist für viele Menschen ein großer Traum. Da man zu Fuß unterwegs ist, trennt nur ein bisschen Vegetation die Menschen von den Gorillas. Während der Habituation werden die Gorillas an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt, d. h. sie entwickeln Vertrauen und lernen bestimmte Verhaltensweisen der Besucher zu akzeptieren. Wenn wir als Besucher davon abweichen, verursacht das Stress bei den Gorillas und bringt sie und unter Umständen auch die Besucher in Gefahr.
Um das zu verhindern, gibt es Regeln für die Gorillabesuche. Sie sollen die Störungen für die Gorillas minimieren, das Risiko der Übertragung von Krankheiten vom Menschen auf die Gorillas so klein wie möglich halten und die Sicherheit der Besucher garantieren. Vor einem Gorillabesuch sollte man sich vorstellen, man wäre zu Gast bei Freunden in ihrem Haus. Dort würde man die Gastgeber mit Respekt behandeln und sich angemessen verhalten, um sie nicht zu verletzen. So lauten die Regeln in Kurzform:
- Höchstens 8 Besucher für eine Berggorillagruppe (bei den Westlichen Gorillas nur 4)
Diese Regel soll die Störungen für die Gorillas klein halten und sicherstellen, dass alle Besucher gut sehen können. - Nur ein Touristenbesuch je Gorillagruppe am Tag
Studien haben gezeigt, dass die Gorillas während der Besuche weniger essen und ruhen. Um ihren Tagesablauf nicht zu sehr zu stören, ist nur ein Besuch am Tag erlaubt. - Nur eine Stunde Besuchszeit
Auch diese Regel soll den Gorillas ermöglichen, ihren normalen Tagesablauf so weit wie möglich beizubehalten. - Die Besucher müssen mindestens 15 Jahre alt sein.
Kinder können mit höherer Wahrscheinlichkeit Krankheiten übertragen, die für die Gorillas gefährlich sind. - Der Mindestabstand zwischen Besuchern und Gorillas soll 7 m betragen.
Dies ist mit Sicherheit die am häufigsten gebrochene und die am schwersten einzuhaltende Regel. Häufig sind die Gorillas wegen der dichten Vegetation schlecht zu sehen und auch die Gorillas halten sich nicht immer an die Regel. Vor allem Jungtiere sind neugierig und nähern sich den Besuchern. Trotzdem ist diese Regel sehr wichtig, da die Gefahr einer Ansteckung steigt, je näher die Besucher den Gorillas kommen. - Keine Gorillabesuche mit Erkältung, Grippe oder Magen-Darm-Infekt
Eine der größten Gefahren für die Gorillas ist die Ansteckung mit menschlichen Krankheiten; sie können tödlich für die Gorillas sein. - Während der Gorillabesuche nicht essen, trinken oder rauchen; keinen Abfall im Wald wegwerfen
Auch Essensreste tragen menschliche Keime, mit denen sich die Gorillas infizieren können. - Kein Blitzlicht beim Fotografieren verwenden.
Das helle Licht könnte die Gorillas erschrecken. - Leise sprechen und plötzliche Bewegungen vermeiden. Nicht wegrennen, wenn ein Gorilla droht.
Wenn die Gorillas erschrecken, kann es sein, dass sie drohen, um sich und ihre Familie zu schützen. Das ist ein Zeichen, dass die Besucher zu nahe gekommen sind oder die Gorillas gestört haben. - Den Anweisungen der Gorillaführer folgen.
Die Gorilla-Guides haben Erfahrung darin, wie man den Gorillas am besten folgt und sich in ihrer Nähe bewegt. Sollten die Führer allerdings selbst die Regeln missachten und in der Hoffnung auf ein üppigeres Trinkgeld den Mindestabstand nicht einhalten, so sollte man sie darauf ansprechen. Denn nur wenn alle an einem Strang ziehen - Parkmitarbeiter, Touristen, Reiseveranstalter, Gorillaschützer und Forscher - kann ein verantwortungsvoller Gorillatourismus, der den Gorillas nicht schadet, gelingen.
Zum Schluss noch ein Rat: Während des Gorillabesuchs sollten Sie die Kamera wenigstens 5 Minuten weglegen und einfach die Tiere beobachten. Auch bei einem Besuch bei Freunden würden Sie schließlich nicht die ganze Zeit fotografieren.
Martha M. Robbins
Mehr über Regeln für Gorillabesucher und über die Vor- und Nachteile des Gorillatourismus finden Sie hier