Start eines Hilfsprojekts

Kategorien: Tourismus, Ausgabe 39, Schutzmaßnahmen, Uganda, Bwindi, Berggorillas, Gorilla Journal

Erleichterung nach dem Aufhängen der sieben Displays in Ruhija. Links Martha Robbins, rechts Andreas Klotz

Erleichterung nach dem Aufhängen der sieben Displays in Ruhija. Links Martha Robbins, rechts Andreas Klotz (© www.mondberge.com)

Übergabe der Displays und aller anderen Hilfsgüter am ersten Abend an Martha Robbins (© www.mondberge.com)

Übergabe der Displays und aller anderen Hilfsgüter am ersten Abend an Martha Robbins (© www.mondberge.com)

Die sieben frisch angebrachten Displays in voller Pracht

Die sieben frisch angebrachten Displays in voller Pracht (© www.mondberge.com)

Am 31. Oktober 2009 war es endlich soweit! Mit rund 100 kg "zusätzlichem!" Gepäck flogen wir zu sechst (u. a. drei Mitglieder des Mondberge-Fotografenteams) von Brüssel nach Uganda. Unser Ziel war Ruhija, ein kleines Dorf am Bwindi-Nationalpark. 8 Stunden Flug und 10 Stunden Autofahrt später erreichten wir den Ort ohne Probleme und checkten in einer der 3 brandneuen Lodges, wunderschön auf der Kuppe eines Hügels gelegen, für 3 Nächte ein.

Ruhija ist auf rund 2500 m der höchstgelegene Ort am Bwindi-Wald - von hier hatten wir (leider nur am ersten Abend) einen wunderschönen Blick auf die weiter südlich gelegene Virunga-Vulkankette. Erst vor ca. einem Dreivierteljahr ist hier die Bitukura-Gruppe habituiert worden und kann nun auch von Touristen besucht werden. Permits werden im Moment allerdings immer erst 3 Monate im Voraus von der UWA verkauft. Anders als z. B. in Buhoma existiert in Ruhija so gut wie keine touristische Infrastruktur. Erst vor wenigen Wochen haben die ersten Lodges eröffnet.

In Ruhija befindet sich das ITFC, und der Ort ist 4 Monate im Jahr die Heimat von Martha Robbins. Seit 11 Jahren erforscht sie am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig das Leben und Verhalten der Bwindi-Gorillas. Wir hatten im Vorfeld der Reise viele Wochen lang einen intensiven E-Mail-Kontakt und sie hat - in Abstimmung mit der B&RD - unser Hilfsprojekt mit dem ITFC vorbereitet. Nur 4 Monate nach dem Erscheinen unseres Buches Perle Afrikas standen bereits über 3000 Euro für verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Wir trafen Martha Robbins am ersten Tag, und den nächsten Tag hat sie mit uns in und um Ruhija verbracht.

Natürlich wollten wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen - und auch ein Gorilla-Tracking durchführen. Für uns war es richtig spannend, diesmal zu Gorillas zu gehen, die noch nicht lange habituiert sind und selten von Touristen besucht werden. Nach einem wirklich guten Briefing durch Chris, unseren Guide, marschierten wir mit unseren Stöcken und Kameras gegen 9 Uhr los. Die Sonne strahlte vom Himmel (trotz Regenzeit) und Martha hatte uns schon beruhigt, dass es vermutlich nicht lange dauern würde, die Gorillas zu finden. Der Wald ist hier etwas dichter und sehr viel steiler als wir es aus Buhoma kannten. Wir gingen fast die ganze Zeit bergab. Und tatsächlich: Schon nach 1 Stunde und 5 Minuten trafen wir die Bitukura-Gruppe. Sie besteht im Moment aus 15 Mitgliedern, davon sind allerdings sage und schreibe vier (4!) Silberrücken. Es haben sich uns nicht alle Tiere gezeigt, aber teilweise dafür umso länger und "fotogener" - bei schönstem Licht saßen z. B. 3 Silberrücken minutenlang gleichzeitig auf einem Waldweg. Jedes Gorilla-Tracking ist anders, jedes ist ein besonderes Erlebnis!

Die erste konkrete Maßnahme des Mondberge-Hilfsprojekts war die Produktion von 7 verschiedenen Displays im Großformat von 1 x 1,80 m. Mit Texten von Martha Robbins und Fotos aus dem Mondberge-Projekt wurden sie von uns gestaltet und produziert. Von jedem Motiv ließen wir 4 Stück drucken und nahman sie nach Uganda mit. Sie werden in Ruhija, Buhoma, Nkuringo und Rushaga eingesetzt.

Wir mussten gleich die Ärmel hochkrempeln und die ersten 7 in Ruhija selbst anbringen. Haken? Nägel? Kabelbinder? Gute Ideen, doch keiner hatte dran gedacht, etwas mitzunehmen. Also folgte die "afrikanische Lösung": Aus einem Stapel alter Bretter wurden krumme, verrostete Nägel herausgezogen, einigermaßen geradegehämmert - und nach kurzer Zeit hingen die Displays und wurden sogleich von uns, den UWA-Mitarbeitern vor Ort und ein paar zufällig vorbeikommenden Touristen bestaunt. Sie sollen dazu beitragen, Touristen und Einheimische unübersehbar groß, deutlich und einfach über Gorillas aufzuklären, damit für größeres Verständnis sorgen und eine bessere Einhaltung der Regeln gewährleisten. Martha Robbins hat sich sehr darüber gefreut und wird die restlichen Displays rund um den Bwindi-Nationalpark verteilen.

Ein etwa anderthalbstündiger "Nature-Trail" soll als weiteres alternatives touristisches Angebot in Ruhija etabliert werden. Frauen aus der Dorfgemeinschaft werden ihn demnächst als geführte Tour anbieten. Damit kann die Gemeinde Ruhija direkt zusätzliche Einnahmen erzielen. Wir haben vor, einen kleinen gedruckten Nature-Trail-Guide zu produzieren, den sie dann noch zusätzlich an Touristen verkaufen können.

Nach dem Besuch einer Grundschule ist nun auch ein "Gorilla-Buch" in Englisch und in der lokalen Sprache geplant. Sobald wir Texte aus Uganda bekommen, werden wir damit beginnen. Wir hatten auf Wunsch Kreide, Buntstifte, Kugelschreiber und Landkarten mitgebracht - die Kinder haben sich sehr gefreut und uns gleich mehrere Tanz- und Gesangsvorführungen geboten.

Das von uns initiierte Mondberge-Hilfsprojekt soll im Kern der Schulung, Ausbildung und Aufklärung der einheimischen Bevölkerung am Bwindi-Nationalpark - und so dem langfristigen Schutz des Waldes und der Berggorillas - dienen. Damit erfüllt es auch eins der erklärten Ziele der Vereinten Nationen im "Jahr des Gorillas 2009". Davon konnte sich Veronika Lenarz von der UNEP/CMS überzeugen, die auf dieser Reise mit uns in Ruhija gewesen ist.

Andreas Klotz