Gefährliche Selfies mit Gorillas
Kategorien: Ausgabe 63, Tourismus, Gefahren, Mensch & Gorilla, Berggorillas
Berggorilla-Begegnungen sind spektakulär. Die Bilder stolzer Gorillabesucherinnen und -besucher landen entsprechend häufig als Posts in den sozialen Medien. Um eindrucksvolle Fotos zu erhalten, werden dabei schon mal die strikten Regeln ignoriert. Für die Tiere birgt das ein hohes Risiko, denn durch Sprechen, Husten oder auch nur durch Atmen können Infektionen übertragen werden.
Gaspard van Hamme analysierte mit seinem Team 858 Fotos, die zwischen 2013 und 2019 auf Instagram gepostet wurden. Er war besonders am Abstand zwischen Touristen und Berggorillas interessiert. 86 % der Fotos zeigten einen Abstand von weniger als 4 m, empfohlen waren mindestens 7 m; 25 Bilder belegten sogar einen physischen Kontakt zwischen Tier und Tourist. Mit einem einzigen Ausatmen hätte es hier zu einer Ansteckung kommen können. Im Studienzeitraum - vor Corona - war das Tragen von Masken noch freiwillig. Eine Ausnahme war die Demokratische Republik Kongo, doch auch dort trugen nur 65 % der Menschen auf den Fotos Masken.
Dass nur wenige Fotos die Touristen im empfohlenen Abstand zeigen, ist nicht verwunderlich, denn sie sind weniger spannend und werden deshalb seltener auf Instagram gezeigt. Es kann aber auch sein, dass der schützende Abstand deutlich unterschritten wurde, bis das Selfie fertig war.
Geringe Abstände zu Jungtieren waren häufiger. Grund hierfür könnte die Neugier der Jungtiere gewesen sein; möglicherweise wagen sich Touristinnen aber auch eher an junge Gorillas heran als an die gefährlicher wirkenden Erwachsenen.
Die Studie belegt, dass die geltenden Regeln häufig nicht umgesetzt werden. Dadurch können Krankheiten in beide Richtungen übertragen werden. Die Popularität der sozialen Netzwerke verführt Besucher offenbar, geringe Abstände zu unterschreiten und sich riskant zu verhalten.
Die Autoren fordern eine strengere Umsetzung bestehender Regularien und eine Aufklärungskampagne. Masken sollten für alle Besucher verpflichtend sein und Strafen in Betracht gezogen werden.
Zusammenfassung der folgenden Veröffentlichung:
Van Hamme, G., Svensson, M. S., Morcatty, T. Q., Nekaris, K. A.-I. & Nijman, V. (2021): Keep your distance: Using Instagram posts to evaluate the risk of anthroponotic disease transmission in gorilla ecotourism. People and Nature 3 (2), 325–334