Ein neues Gehege für GRACE
Kategorien: Ausgabe 50, Mensch & Gorilla, D. R. Kongo, Grauergorillas, Gorilla Journal
Das GRACE-Zentrum zur Aufzucht und Versorgung von Grauergorillawaisen liegt in der Kasugho-Region in Nord-Kivu, Demokratische Republik Kongo. Es nimmt seit 2010 von den Behörden konfiszierte Grauergorillas auf und bereitet die Tiere auf eine Wiedereingliederung in die Wildnis vor. Aktuell leben im GRACE-Zentrum 13 Gorillas im Alter von 3 bis 13 Jahren in einer Gruppe.
Um den Gorillas ihre natürliche Nahrung anbieten zu können, haben die GRACE-Mitarbeiter bisher täglich über 300 kg Pflanzen gesammelt. Jetzt konnten die Gorillas in ein neues Waldgehege umziehen. Es umfasst 10 ha und liegt in einem bewaldeten Gebiet mit großen Bäumen und dichtem Unterwuchs. In dieser Umgebung können die Gorillas Verhaltensweisen wie Nahrungssuche und Nestbau trainieren.
Im Februar 2012 wurde mit dem Bau des Geheges begonnen, das bergige Gelände machte die Bauarbeiten jedoch schwierig. Das gesamte Baumaterial musste von Hand den Berg hinauf getragen werden. Über 200 Helfer aus den Gemeinden der Umgebung, darunter viele Frauen, waren im Einsatz. Im März 2015 war es dann soweit: Die Gorillas, die seit Jahren nicht mehr in einem Wald gewesen waren, durften in das neue Gehege. Es war unklar, wie die Gruppe auf die ungewohnte Umgebung reagieren würde. Angeführt von der dominanten Pinga begannen die Gorillas sofort mit der Nahrungssuche und erkundeten den Wald. Die jüngeren Gorillas kletterten und spielten bald in den Bäumen, als hätten sie den Wald nie verlassen müssen. Die Gorillagruppe verbringt täglich 8 Stunden im neuen Gehege und die Tiere gewöhnen sich sehr gut an das Leben im Wald.
Ein Forscherteam begleitet die Entwicklung und beobachtet die Gorillas von fünf Türmen am Rand des Geheges aus. Ziel der Beobachtungen ist es herauszufinden, wie die Gorillas ihre neue Umgebung nutzen und wie diese das Verhalten und die Gruppendynamik der Tiere beeinflusst.
Ein weiterer Schwerpunkt von GRACE ist die Aufklärungsarbeit in den lokalen Gemeinden, durch die wild lebende Grauergorillas geschützt werden sollen. Die Menschen aus der Region haben meist noch nie einen lebenden Gorilla gesehen und wissen nur wenig über die Tiere, was die Schutzbemühungen erschwert. Das Gehege bietet hierbei völlig neue Möglichkeiten: Besucher können von einer Plattform aus die Gorillas beobachten und über die Gefahren für die freilebenden Gorillas aufgeklärt werden.
Sonya Kahlenberg und Luitzen Santman