SOS - Itombwe in Gefahr
Kategorien: Ausgabe 67, Gefahren, Konflikte, D. R. Kongo, Itombwe, Grauergorillas
SOS ist das Alarmsignal für den Katastrophenfall - so wie er sich im Itombwe-Naturreservat gerade abzeichnet. Grund hierfür sind Missverständnisse und Spannungen zwischen dem Reservat und der lokalen Bevölkerung, die dem RNI und der kongolesischen Regierung vorwirft, ihre Versprechen nicht zu halten.
Seit der Gründung des Itombwe-Reservats (Réserve Naturelle d'Itombwe, RNI) 2006 und der Verabschiedung des Naturschutzgesetzes 2014 wurden der Bevölkerung kaum die im dortigen Artikel 60 vorgesehenen Zahlungen und Entschädigungen für die Abtretung ihres Waldes nach dem Prinzip des "ABS" gewährt. Die einst gute Zusammenarbeit zwischen dem RNI und der Bevölkerung hat nachgelassen, die Menschen misstrauen den Verwaltern und distanzieren sich von gemeinsamen Naturschutzbemühungen; stattdessen sind sie sogar zu Vandalismus übergegangen und jagen Wildtiere einschließlich Gorillas und Schimpansen.
Dies erschwert den Schutz der Gorillas im Reservat, wo für 5732 km2 nur 42 Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Selbst die Beobachtung und der Schutz des Silberrückenmanns, der kürzlich erstmals fotografiert wurde, mussten eingestellt werden. Eigentlich war geplant, ihn an die Anwesenheit von Menschen zu gewöhnen, um irgendwann Tourismus einzuführen.
Die Menschen, die im direkten Umfeld des Reservats leben, fühlen sich getäuscht und erwarten finanzielle Unterstützung, die bisher nicht ausgezahlt wurde. Das hierfür notwendige Dekret wurde nach der Gesetzesverabschiedung 2014 - also seit nahezu zehn Jahren - nicht unterzeichnet. Auch viele andere Bestimmungen und Mechanismen werden nach wie vor nicht umgesetzt. Die Bevölkerung erhielt zwar Unterstützung, erachtete diese aber als viel zu gering. Dies führte zu Wut, Misstrauen und Wilderei im Reservat. Lokale Gruppen verhindern mit allen möglichen Mitteln (modernen und traditionellen) jegliche Überwachungsaktivität in wichtigen Gorillagebieten. Die Wildhüter können seltener auf Patrouille gehen, da sie die Risiken fürchten, die sie eingehen, wenn sie gegen die (vor allem traditionellen) Verbote verstoßen, die lokale Chefs erlassen haben.
Angesichts dieser kritischen Situation, und um Abhilfe zu schaffen, bevor es zu spät ist, sollten unbedingt die finanziellen Forderungen der Bevölkerung im Rahmen des ABS berücksichtigt werden - sonst sind Gorillas und Schimpansen weiterhin von Ausrottung bedroht. Allerdings fehlen dem Reservat dazu die Mittel, und es scheint nicht sinnvoll, Geld, das für den Schutz des Reservats eingeplant ist, stattdessen an die Bevölkerung zu verteilen. Schon vor einiger Zeit wurden Maßnahmen eingeleitet, mit denen für die Bevölkerung Einnahmen generiert werden können, etwa die Markierung der Grenzen des Reservats, die Lokalisierung der Gorillas und die Gewöhnung an Menschen für Tourismus, Geldbußen für Wilderei und die Zusammenarbeit mit institutionellen Partnern.
Letztlich ist es Aufgabe des ICCN, auf die Unterzeichnung des Dekrets zu drängen, damit das RNI gut arbeiten, Partner zu finanzieller Unterstützung mobilisieren und die Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigen kann. Dann könnten Monitoring und Schutz der Gorillas wieder aufgenommen werden.
John Baliwa Ngoy