Plündernde Bwindi-Gorillas
Kategorien: Ausgabe 50, Konflikte, Uganda, Bwindi, Berggorillas, Gorilla Journal
Der Konflikt zwischen Mensch und Tier ist eine der Hauptbedrohungen für viele wildlebende Tierarten, deren Verhalten Risiken für die Bevölkerung birgt. Die Lösung dieses Konfliktes ist unerlässlich für die Erhaltung der Tierwelt, da sonst die lokale Unterstützung für den Schutz der Gorillas drastisch abnehmen wird.
Im ugandischen Bwindi-Nationalpark streifen vom Aussterben bedrohte Berggorillas manchmal außerhalb der Parkgrenzen umher und plündern Feldfrüchte. Die Bauern sehen sich bedroht durch Ernteschäden und von den Primaten ausgehende Gefahren. Andererseits werden auch die Gorillas einem erhöhten Risiko für Krankheitsübertragung, unkontrolliertem Kontakt zu Menschen sowie aggressiven Vergeltungsaktionen ausgesetzt.
Die Umgebung des Nationalparks ist eine der weltweit am dichtesten besiedelten Regionen (mehr als 300 Menschen pro km²). Sobald Gorillas den Park verlassen, befinden sie sich auf landwirtschaftlichem Boden. Obwohl sie nur eine von mehreren Arten sind, die Felder plündern, erregen sie aufgrund ihrer Größe, dem Schaden, den sie verursachen können, und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung viel Aufmerksamkeit. Ferner ist die Anzahl der Bwindi-Gorillas gestiegen und wird zukünftig wahrscheinlich weiter steigen; daher kann sich der Konflikt noch weiter verschärfen. Dies bietet Anlass zur Sorge.
2005 wurde eine Pufferzone eingerichtet, um das Verhalten der Nkuringo-Gruppe zu beeinflussen, die sich die meiste Zeit außerhalb des Parks bewegt und mehr plündert als andere Gruppen. Allerdings ließ man dort krautige Vegetation und fruchttragende Bäume wachsen, sodass ein exzellenter Lebensraum für Gorillas entstand. Schließlich wurde die Pufferzone im Juni 2013 durch Teeplantagen ersetzt.
Wir versuchten in einer Studie herauszufinden, ob Nahrungsknappheit im Wald oder die Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsquellen außerhalb die Gorillas zum Verlassen des Parks veranlasst und warum einige Gruppen den Park nicht verlassen. Beobachtet wurde das Verhalten von 13 habituierten Gorillagruppen. Die Ergebnisse zeigten, dass ein Mangel an Nahrung im Wald nicht der Grund ist.
Nun versuchten wir Lösungsmöglichkeiten zu finden. So könnte die Umwandlung des an den Park angrenzenden Landes in unattraktiven Lebensraum die Gorillas von dessen Nutzung abhalten. Faserreiche Feldfrüchte mit wenig Zucker könnten in der Pufferzone angebaut werden. Vor allem sollte man keine Bananen und keinen Eukalyptus pflanzen. Krautige Gewächse sollten entfernt und das Land von Gorilla-Nahrungspflanzen freigehalten werden. Großflächige Teeplantagen ohne Unterwuchs könnten die Gorillas vom Betreten des Gemeindelandes abhalten. Nur durch gemeinsame Anstrengungen von Forschung und Parkverwaltung können wir angemessene Strategien zum Schutz der Gorillas finden.
Nicole Seiler und Martha M. Robbins