Gorillas im Ebo-Wald
Kategorien: Gorilla Journal, Ausgabe 36, Bestandsaufnahme, Schutzmaßnahmen, Kamerun, Sonstige Schutzgebiete, Westliche Flachlandgorillas
Kamerun hat für Gorillas und Schimpansen gleichermaßen eine große Bedeutung: Südlich des Sanaga-Flusses leben die Westlichen Flachlandgorillas (Gorilla gorilla gorilla), häufig gemeinsam mit Schimpansen der Unterart Pan troglodytes troglodytes. In der Waldregion nordwestlich des Flusses kommt der Nigeria-Kamerun-Schimpanse (Pan troglodytes vellerosus) vor und im Grenzgebiet zu Nigeria lebt verstreut eine kleine Restpopulation des Cross-River-Gorillas, Gorilla gorilla diehli. Im November 2002 wurde zudem ein "neues" Gorilla-Vorkommen im Ebo-Wald, etwa 100 km nördlich des Sanaga-Flusses, entdeckt.
Allein die geographische Lage des Ebo-Waldes zwischen den Verbreitungsgebieten der Westlichen Flachland- und der Cross-River-Gorillas legt nahe, dass es sich um eine wichtige Population handelt. Derzeit werden genetische Analysen zur Klärung der Verwandtschaftsverhältnisse durchgeführt.
2005 wurde im Ebo-Wald eine Forschungsstation eingerichtet. Der Ebo-Wald ist einer der wichtigsten verbliebenen größeren Wälder mit geschlossenem Kronendach zwischen den Flüssen Cross und Sanaga. Er beherbergt zahlreiche seltene Säugetierarten: Waldelefanten, Gorillas, Schimpansen und 9 weitere, zum Teil stark gefährdete Primatenarten. Doch die Nähe zu Douala, der größten Hafenstadt Zentralafrikas, erzeugt eine große Nachfrage nach Holz und Wildfleisch und damit massiven Druck.
Seit unserem ersten Gorilla-Journal-Artikel 2004 ist uns klar geworden, dass die Gorillas im Ebo-Wald wesentlich stärker gefährdet sind als zunächst vermutet. Wir schätzen ihre Zahl auf maximal 25. Die Population beschränkt sich auf ein Gebiet von etwa 25 km²; warum, ist nicht klar, denn es liegt sehr nah an zwei Dörfern, wo viele Bewohner intensive Jagd für den kommerziellen Bushmeat-Handel betreiben. Für Mitte 2008 planen wir deshalb in dieser Gegend die Einrichtung eines ständig besetzten Camps, da Jäger Gebiete meiden, die wir regelmäßig besuchen.
Die wahrscheinlich letzte Tötung eines Gorillas fand 2006 statt. Bis wir davon erfuhren, war das Tier bereits auf dem Markt in Douala verkauft. Seither besuchen wir die betreffenden Dörfern häufiger und haben unsere Bildungsprogramme ausgebaut.
Den größeren Teil unserer Zeit verwenden wir aber darauf, dem Ebo-Wald den Status eines Nationalparks zu verschaffen. Die Interessengruppen der Region haben sich in langwierigen Verhandlungen auf die Grenzen des künftigen Nationalparks geeinigt; jetzt fehlt nur noch die Unterschrift des Premierministers.
Bethan Morgan