Bakterienübertragung
Kategorien: Ausgabe 38, Krankheiten, Uganda, Bwindi, Gorilla Journal
Eine menschliche Grippe kann für Berggorillas zur tödlichen Bedrohung werden. Kein Wunder also, dass man beim Besuchen der Tiere Sicherheitsabstände einhalten muss. Wir untersuchten nun in Bwindi, ob das Darmbakterium Escherichia coli bei der gemeinsamen Nutzung von Lebensräumen durch Wissenschaftler, Touristen, Parkanwohner und deren Nutztiere auf Berggorillas übertragen wird.
Für die Studie wählten wir drei Gorillagruppen aus: eine Tourismus-Gruppe, die seit 2004 beobachtet wird und zwei Drittel ihrer Zeit außerhalb der Parkgrenzen verbringt, eine Forschungs-Gruppe, die seit 15 Jahren von Wissenschaftlern besucht wird, und eine wilde Gruppe ohne regelmäßigen Menschenkontakt. Zudem gaben einige Forscher, Touristen-Guides und Bauern, die häufig Kontakt zu Gorillas haben, freiwillig Stuhlproben ab.
Zwischen Mai und August 2005 wurden Kotproben der Gorillas gesammelt und untersucht. Dabei testeten wir auch die Empfindlichkeit der Bakterienstämme gegenüber 11 verschiedenen Antibiotika. Antibiotika sind in der Gegend ohne Rezept erhältlich und werden entsprechend häufig verwendet.
Es zeigte sich, dass die E.-coli-Stämme der Parkanwohner und ihrer Schafe, Ziegen und Rinder sehr nahe verwandt sind. Die Darmflora der Gorillas ähnelte der der Forschungsteams und der Guides. Dabei waren die Übereinstimmungen bei den Tourismus-Gruppen am höchsten, bei der Wildgruppe am geringsten. Das bedeutet, dass der Austausch umso höher ist, je häufiger Mensch und Gorilla in Kontakt kommen bzw. je intensiver sie die gleichen Gebiete nutzen. Habituierte Gorillas sind damit einem höheren Übertragungsrisiko ausgesetzt als wilde Gorillas.
Die Analyse der Antibiotikaresistenz zeigte, dass bis zu einem Drittel der Bakterien mindestens gegen ein Antibiotikum resistent war. Selbst bei den "wilden" Gorillas gab es Resistenzen. Dies belegt, dass die Darmflora nicht nur auf herkömmlichem Weg, also durch direkten Kontakt, übertragen wird, sondern auch indirekt über verunreinigte Erde oder Wasser, auch noch Monate nach der Kontamination. Die üblichen Schutzmechanismen wie Mindestabstände helfen hierbei wenig. Es sind vielmehr weitergehende Maßnahmen nötig wie das Vermeiden von Stuhleintrag in das Schutzgebiet, das Händewaschen vor und nach dem Gorillabesuch, das Tragen von Schutzmasken gegen Tröpfcheninfektion und Gesundheitsprogramme für Parkmitarbeiter.
Innocent B. Rwego, Thomas R. Gillespie, Gilbert Isabirye-Basuta und Tony L. Goldberg