Zahl der Grauergorillas
Kategorien: Ausgabe 63, Gorillazahlen, Bestandsaufnahme, D. R. Kongo, Kahuzi-Biega, Grauergorillas
Kürzlich veröffentlichte ein Wissenschaftler:innen-Team eine neue Studie zur Zahl der Grauergorillas. Dafür werteten sie Daten aus den Jahren 2011 bis 2019 aus. Grauergorillas sind eine Unterart des Östlichen Gorillas. Sie leben nur im Osten der Demokratischen Republik Kongo in einem Verbreitungsgebiet von rund 15 000 km².
Mitte der 90er-Jahre wurden die Grauergorillas auf ca. 16 900 Individuen geschätzt. Im Kahuzi-Biega-Nationalpark und westlich von diesem lebten nach dieser Schätzung 11 000 Tiere. Der Krieg und die anschließenden unsicheren Zeiten markierten zwischen 1996 und 2003 einen Einschnitt. In dieser Phase war ein Schutz oder auch nur eine Schätzung der Menschenaffen kaum möglich, da sich überall bewaffnete Gruppen bewegten. Erste systematische Erhebungen danach, zwischen 2011 und 2015, offenbarten dann dramatische Verluste: Zwischen Mitte der 90er-Jahre und 2016 war die Population um etwa 80 % zurückgegangen und der Grauergorilla wurde in der Roten Liste als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Man schätzte den Bestand 2016 auf nur noch etwa 3800 Individuen.
2021 nun wurden neue Zahlen bekanntgegeben, die auf der bisher umfangreichsten Studie überhaupt basieren zwischen 2015 und 2019 fand eine Bestandsaufnahme im Kahuzi-Biega-Nationalpark und dem angrenzenden Oku Community Reserve statt, wo der größte Teil der Gesamtpopulation lebt. Die Erhebung stützt sich auf Nest-Zählungen entlang von 230 Transekten, die sich kreuz und quer durch das Gebiet zogen. Sie liefert die bisher genauesten Schätzungen in der Region. Das Ergebnis: Die Autoren schätzten die Gesamtzahl der Grauergorillas auf 6800 Tiere, also deutlich mehr als in der Schätzung von 2016; das heißt allerdings keineswegs, dass die Zahl der Gorillas wieder zugenommen hat.
Während die Gorillapopulation im Gebiet des Oku Community Reserve recht stabil geblieben ist, hat sie in Kahuzi-Biega seit den 90er-Jahren stark abgenommen. Dabei spielen menschliche Eingriffe eine entscheidende Rolle, etwa der Abstand zu Minen zum Abbau von Bodenschätzen, Dörfern oder Straßen. Die höchsten Populationsdichten wurden in unwirtlichen entlegenen Gebieten gefunden.
Fiona Maisels, Samantha Strindberg und Andrew Plumptre
Originalveröffentlichung:
Plumptre, A. J. et al. (2021): Changes in Grauer’s gorilla (Gorilla beringei graueri) and other primate populations in the Kahuzi-Biega National Park and Oku Community Reserve, the heart of Grauer's gorilla global range. American Journal of Primatology 68 (7), e23288