Nkuba: ein Gemeindereservat

Kategorien: Ausgabe 64, Bestandsaufnahme, Schutzmaßnahmen, D. R. Kongo, Sonstige Schutzgebiete, Grauergorillas

Lage des Nkuba-Naturreservats im Osten der Demokratischen Republik Kongo (© Angela Meder)

Grauergorilla-Silberrückenmann, festgehalten von einer Kamera im Nkuba-Reservat (© Dian Fossey Gorilla Fund)

2012 startete der Dian Fossey Gorilla Fund International eine einzigartige Zusammenarbeit mit Gemeinden im Osten der Demokratischen Republik Kongo: Rund 2600 km2 Regenwald in niedriger bis mittlerer Höhenlage (600-1000 m) sollten unter Schutz gestellt werden und die Gemeinden sollten die Flächen nachhaltig nutzen können. 2021 wurde dieses Gebiet als Nkuba-Schutzgebiet staatlich anerkannt.

Die Grundidee für das Schutzgebiet war, die vom Aussterben bedrohten Grauergorillas und Ostafrikanischen Schimpansen zu schützen, die in diesen Wäldern leben. Ein Großteil dieser Menschenaffen kommt außerhalb der staatlichen Schutzgebiete vor. Parallel zu Gesprächen mit den beteiligten Gemeinden startete der DFGF auch mit der Erforschung dieses einzigartigen Regenwalds. Diese Untersuchungen lieferten neue Erkenntnisse zum Nahrungs- und Raumbedarf der Grauergorillas.

Während Gorillas in Bergwäldern sich vor allem von grünen Pflanzenteilen ernähren, ist die Nahrung der Gorillas im Nkuba-Schutzgebiet wesentlich vielfältiger und enthält eine beträchtliche Menge von Früchten, die zu über 100 Pflanzenarten gehören. Diese abwechslungsreiche Ernährung spiegelt sich auch in der Raumnutzung der Tiere. Sie legen im Nkuba-Schutzgebiet täglich größere Entfernungen zurück als ihre Artgenossen aus dem Hochland. Die Wegstrecken schwanken allerdings stark; besonders groß sind sie, wenn viele Früchte reifen (in der Regenzeit von September bis Dezember).

Unsere Studien lieferten wertvolle Erkenntnisse für Wissenschaft und Artenschutz. Wenn Nkuba und seine Artenvielfalt erfolgreich geschützt werden sollen, ist ein umfassendes Verständnis des Ökosystems und aller dort lebender Arten notwendig. Daher will der Dian Fossey Gorilla Fund seine Untersuchungen noch erweitern. Ein erster Bericht liegt bereits vor; er befasst sich mit den Tiergemeinschaften, insbesondere den verborgen lebenden größeren Säugetieren. Aufgespürt wurden sie mit Kamerafallen.

Tausende Stunden von Filmmaterial wurden dazu ausgewertet. Außer den Menschenaffen sind auf den Aufnahmen mindestens fünf andere bedrohte Arten zu sehen: Riesen- und Weißbauchschuppentiere, Leoparden, Afrikanische Goldkatzen und Eulenkopfmeerkatzen. Außerdem leben im Nkuba-Schutzgebiet 22 weitere größere Säugetierarten sowie eine Fülle anderer Lebewesen. Klar ist, dass diese Gemeindewälder im Osten der Demokratischen Republik Kongo über enormes Potenzial verfügen - sowohl für die Forschung generell als auch für die Erhaltung der Grauergorillas.

Yntze van der Hoek


Originalveröffentlichung
Van der Hoek, Y., Binyinyi, E., Ngobobo, U., Stoinski, T. S. & Caillaud, D. (2022): Diversity and diel activity patterns of terrestrial mammals in the Nkuba Conservation Area, Democratic Republic of the Congo. Oryx, 1-11