Menschenaffenbestand in Itombwe
Kategorien: Gorilla Journal, Ausgabe 54, Gorillazahlen, Schutzmaßnahmen, Itombwe, Grauergorillas
Die Rote Liste der IUCN führt die Grauergorillas als vom Aussterben bedroht, die Ostafrikanischen Schimpansen als stark gefährdet auf. Bedrohungen sind vor allem Wilderei und die Zerstörung des Lebensraums durch Abholzung, Holzkohleproduktion und den Abbau von Erzen.
Das Itombwe-Massiv im Osten der Demokratischen Republik Kongo mit seinen ausgedehnten intakten Bergwäldern ist einzigartig. Aufgrund der unsicheren Lage konnte fast 20 Jahre lang keine Bestandsaufnahme der Menschenaffen durchgeführt werden. Mit einer Studie im Dezember 2015 wollten wir Veränderungen seit 1996 feststellen und Störungen durch menschliche Aktivitäten sowie die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen bewerten.
Die Untersuchung dauerte 3 Wochen und wurde von Teams aus jeweils einem Forscher, einem Leiter, Wildhütern und Trägern durchgeführt. Schwerpunkte der Zählungen lagen in der nördlichen Region um den Fluss Kikuzi, im Süden des Ulindi-Flusses und in der Gegend um Ibachilo-Ngomiano. Die Teams bewegten sich 4,9 bis 6,8 Stunden am Tag auf vorgegebenen Strecken durch den Wald und trugen ihre Beobachtungen auf einem standardisierten Datenblatt ein. Sowohl direkte Sichtungen als auch indirekte Zeichen wie Kot, Nester und Spuren der Nahrungssuche wurden vermerkt, dazu die Uhrzeit, die GPS-Position, die Höhe und teilweise der Habitattyp. Als menschliche Störungen wurden Camps, Schlingen, Wege und Holzeinschlag notiert. Zusätzlich sammelte man Informationen über den Lebensraum.
Nach den Ergebnissen dieser Bestandsaufnahme leben im Itombwe-Reservat 0,038 Gorillas und 0,21 Schimpansen je km². Die Gorillapopulation schätzen wir auf 218 Individuen in 9 Subpopulationen. Ihre Zahl ist damit erschreckend gering und entspricht einem Rückgang um fast 75 % von 1996 bis 2015.
Dagegen hat die Zahl der Schimpansen in Itombwe seit 1996 um 9,4 % zugenommen; es gibt schätzungsweise 1204 Tiere. Das bessere Abschneiden der Schimpansen könnte an ihrem Sozialsystem liegen. Schimpansen haben ein flexibles System, dadurch sind sie für Wilderer schwerer zu entdecken.
Damit die Gorillas in Itombwe auf lange Sicht vor dem Aussterben bewahrt werden können, muss sich die Population erholen; Korridore müssen den Austausch zwischen den Subpopulationen wieder ermöglichen. Die größte Gefahr für die Gorillas stellt die Wilderei dar; Menschenaffen sind als Wildfleisch begehrt. Um den Schutz der Wildtiere in Itombwe zu verbessern, führten ICCN und WWF die sogenannte Null-Wilderei-Strategie ein. Schwierig ist vor allem die Strafverfolgung. Solange nur wenige Wilderer entdeckt und verhaftet werden, und solange die Strafen gering sind, wird die Jagd weitergehen - die Wilderei ist zu lukrativ.
Um die Grauergorillas wirksam schützen zu können, sind dringend weitere Untersuchungen über ihren Lebensraum und ihre Verbreitung nötig. Die Arbeit der Wildhüter könnten Kameras unterstützen, mit denen sich bestimmte Orte auch nachts kontrollieren lassen. Aufklärungskampagnen in den Dörfern, in Schulen und über das Radio sind ebenfalls wichtig. Die Gemeinden müssen in die Schutzbemühungen einbezogen werden, und langfristig bedarf es der Alternativen zur Wilderei für arme Familien.
Léonard K. Mubalama, Menard Mbende, Gentil Kisangani Milinganyo und Gédéon Banswe