Studie im Ostkongo
Kategorien: Ausgabe 45, Bushmeat, Gefahren, Schutzmaßnahmen, Mensch & Gorilla, D. R. Kongo, Grauergorillas, Gorilla Journal
Die Wälder um Walikale und Lubutu gehören zu den größten im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo. Sie beherbergen gesunde Populationen von Grauergorillas, Schimpansen, Leoparden und Elefanten. Und sie sind wichtige Korridore zwischen dem Kahuzi-Biega- und dem Maïko-Nationalpark, allerdings sind sie formell nicht geschützt. Die Kommunen in der Region betrachten die Wälder dennoch als Schutzgebiete und bemühen sich mit den Behörden, sie unter Schutz zu stellen.
Die Bevölkerungsdichte in den Wäldern selbst ist gering, doch grenzen sie an die am dichtesten besiedelten und ärmsten Gebiete des Kongo. Armut, die Nähe einer wichtigen Bahnlinie und die Zunahme von Bergbauunternehmen ließen den Handel mit Bushmeat und lebenden Tieren alarmierend in die Höhe schnellen. Auch die Zahl der konfiszierten Tiere stieg rasant an, vor allem an der Hauptverbindungstraße zwischen Kahuzi-Biega und Maïko. Vor dem Jahr 2000 stellten die Behörden im Ostkongo nur einen Östlichen Gorilla sicher, aber in den letzten 10 Jahren waren es 17 Gorilla- und über 50 Schimpansenbabys allein im Nordosten des Landes. Die Kleinen landeten in den drei Waisenstationen der Region, die mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.
Anfang 2011 trafen sich Vertreter des ICCN (Institut Congolais pour la Conservation de la Nature) und mehrerer NGOs zu einem Conservation-Action-Plan-Workshop. Ihr Ziel war, die Prioritäten im Menschenaffenschutz festzulegen und entsprechende Strategien zu entwickeln. Die Hauptbedrohung für die Menschenaffen ist nach den Erkenntnissen dieser Experten die Wilderei, als besonders kritische Gebiete gelten Walikale und Lubutu. Bildungsprogramme zu Artenschutz und Umweltrecht sind hier besonders dringend notwendig.
Auf der Basis des Aktionsplans schlossen sich das JGI (Jane Goodall Institute) und Disney’s Animal Kingdom zusammen, um entsprechende Programme zu entwickeln und umzusetzen. Zunächst wurde eine Studie durchgeführt, um den aktuellen Wissensstand, die Einstellungen und die Praktiken der Bevölkerung beim Menschenaffenschutz zu erfassen. Dazu stellte man 350 Personen in 10 Kommunen je 21 Fragen. Die Ergebnisse verdeutlichten das Ausmaß der Bushmeat-Problematik. Viele Befragte kannten weder die Artenschutzgesetze, noch waren ihnen die Strafen auf entsprechende Verstöße geläufig. Keiner gab zu, Menschenaffen zu essen, obwohl der Konsum äußerst verbreitet ist (mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass in ihrer Gemeinde Menschenaffen gejagt werden). Die Studie bestätigte, dass die illegale Jagd und der Verzehr von Wildfleisch die größten Probleme in Walikale und Lubutu sind. Gleichzeitig sprachen sich aber fast alle Befragten für Programme zum Menschenaffenschutz in ihren Dörfern aus. Dies verdeutlichte, wie wichtig Aufklärung ist.
Das daraufhin erarbeitete Bildungsprogramm der beiden NGOs richtet sich sowohl an Erwachsene als auch an Schüler. Das Konzept sieht vor, in den 10 beteiligten Gemeinden lokale Ausbilder einzusetzen. Man will Respektspersonen gezielt weiterbilden und ihr Wissen um lokale Probleme nutzen. Die Ausbilder wurden von den NGOs zur Durchführung von Unterrichtseinheiten, von Evaluierungen und von Gemeindeversammlungen geschult. Dazu bekamen sie Unterrichtsmaterial wie Rätsel, Bildergeschichten oder Poster, und ihre Auslagen wurden ersetzt.
Bis zum Juli 2012 wurde das Bildungsprogramm in 95 Schulen mit 27 803 Schülern durchgeführt. Bei 90 Veranstaltungen für Gemeinden wurden über 2400 Personen erreicht. Zusätzlich zu den interaktiven Schulungen und Treffen stellte das JGI Infotafeln auf, verteilte Hunderte von Plakaten, strahlte Radiosendungen aus und zeigte in den Gemeinden Filme. Obwohl wir sehr positive Resonanz bekamen, möchten wir nun die Ausgangsstudie wiederholen, um zu überprüfen, ob sich das Wissen und die Einstellung der Bevölkerung zum Menschenaffenschutz tatsächlich verbessert haben.
Alison Grand, Tammie Bettinger, Dario Merlo und Debby Cox