Bai Hokou

Kategorien: Ausgabe 40, Gorillagruppen, Ökologie, Sonstige Länder, Sonstige Schutzgebiete, Westliche Flachlandgorillas, Gorilla Journal

Shelly Masi mit Makumba

Shelly Masi mit Makumba (© Ngombo Diedone)

Im Südwesten der Zentralafrikanischen Republik liegt eines der ursprünglichsten Regenwaldgebiete ganz Afrikas mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Tieren. Vor allem die Westlichen Flachlandgorillas eignen sich ideal als "Sympathieträger", um das öffentliche Interesse auf dringend erforderliche Maßnahmen zum Artenschutz zu lenken. Über das Verhalten und die Lebensweise dieser Gorillas ist noch relativ wenig bekannt; fest steht jedoch, dass sie in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet bedroht sind: durch Wilderei und Zerstörung des Lebensraums, aber auch durch ganz andere Faktoren wie Ebola-Epidemien.

Typisch für diesen Wald sind natürliche sumpfige Lichtungen, die so genannten Bais. Wasserpflanzen und der lehmige mineralhaltige Boden locken außer Elefanten auch viele Gorillas an. 1990 schuf man einen Schutzgebietskomplex, der auch den Dzanga-Ndoki-Nationalpark umfasst. Beim Schutz dieses Gebiets, den "Dzanga-Sangha Protected Areas", arbeitet die Regierung der Zentralafrikanischen Republik mit dem WWF und seit 1994 mit der GTZ zusammen. Dabei geht es um den Schutz des Ökosystems und um nachhaltige Nutzung der Ressourcen.

Eine der Waldlichtungen im Schutzgebiet ist Bai Hokou. Dort startete die italienische Biologin Chloé Cipolletta ein Habituierungsprojekt, das heute von der Engländerin Angelique Todd geleitet wird. Westliche Gorillas an die Nähe von Menschen zu gewöhnen, gestaltet sich wesentlich schwieriger als bei Berggorillas. Der Lebensraum der Westlichen Gorillas ist unübersichtlicher und die Gruppen zerstreuen sich bei ihren Streifzügen stärker. Dass bei der Habituierung in Bai Hokou dennoch gute Erfolge erzielt werden konnten, ist vor allem den kundigen Fährtenlesern der Ba'Aka-Pygmäen zu verdanken.

In Bai Hokou werden derzeit vier Gorillagruppen regelmäßig beobachtet und/oder täglich begleitet. Zwei Gruppen werden gerade habituiert, eine dritte, die Mayele-Gruppe, ist bereits so weit an die Gegenwart von Menschen gewöhnt, dass sie wohl in Kürze von Forschern und Touristen besucht werden kann. Die vierte Familie, die des Silberrückens Makumba, ist eine der beiden vollständig habituierten Gruppen Westlicher Gorillas. Entdeckt wurde die Gruppe 2001 von Angelique Todd, und seit 2002 wird sie täglich begleitet. Heute besteht sie aus 1 Silberrücken, 3 erwachsenen Frauen, 1 Schwarzrücken, 3 Jugendlichen und 3 Kindern. Die Habituierung der Gorillas in Bai Hokou hat bereits wesentlich zu ihrem Schutz beigetragen, und sie ermöglicht Forschung, die unser Wissen erweitert.

In Bai Hokou wird außerdem seit dem Jahr 2000 untersucht, wie sich jahreszeitlich bedingte Schwankungen im Nahrungsangebot auf das Verhalten der Gorillas auswirken. Sind vor allem reife Früchte verfügbar, decken die Tiere ihren Bedarf an Nährstoffen und Energie verstärkt damit. Sind Früchte knapp, ernähren sie sich hauptsächlich von Blättern und krautigen Pflanzen.


Shelly Masi