Ein Zaun schützt vor Wildschäden
Kategorien: Ausgabe 64, Konflikte, Schutzmaßnahmen, Mensch & Gorilla, D. R. Kongo, Mikeno-Sektor, Berggorillas
"Vor 10 Jahren haben wir den Maisanbau aufgegeben. Wenn Büffel kurz vor der Ernte die Felder plünderten, war der Schaden groß. Doch seit es den Elektrozaun gibt, konnten wir schon zweimal Mais ernten", berichtet Byibesho Baudouine aus Jomba.
Um den Mikeno-Sektor des Virunga-Nationalparks wurde zwischen November 2020 und Juni 2021 ein 60,1 km langer elektrischer Zaun gebaut. Danach sank die Zahl der Wildschäden deutlich. Hatte die Parkverwaltung 2019/2020 noch 194 Fälle verzeichnet, sank die Zahl nach der Installation auf null. Für die rund 50 000 Anrainer bedeutet dies bessere Ernten und damit höhere Einkommen.
Der Zaun wurde mit Hilfe von 70 Anwohnern errichtet. Sie verdienten dabei 5 Dollar pro Tag, bei einer Bauzeit von 8 Monaten insgesamt 1200 Dollar. Damit konnten manche die Schulgebühren ihrer Kinder bezahlen und neue Schuluniformen, Taschen und Schuhe kaufen. Andere beglichen Rechnungen für Medikamente oder Nahrung.
Außerdem fördert die Beteiligung an Schutzprojekten das Verständnis für Natur- und Umweltschutz bei der lokalen Bevölkerung. Der Zaun sorgt für die Sicherheit von Tieren und Menschen und verbessert damit das Verhältnis zwischen Park und Dorfgemeinschaften merklich.
Die meisten Plünderungen gehen auf das Konto von Büffeln. Aber auch Elefanten, Affen oder Gorillas gehen (selten) auf Beutezug. Direkt nach der Errichtung des Zauns wurden Gorillas beobachtet, die versuchten, sich unter den Drähten durchzuzwängen. Sie begriffen allerdings rasch, dass dies sehr unangenehm ist, und vermeiden seither den Kontakt mit dem Zaun. Bisher ist kein Fall bekannt, bei dem Tiere sich daran verletzt hätten.
Konflikte zwischen Menschen und Tieren an den Grenzen von Schutzgebieten bleiben aber eine Herausforderung. Man versucht diese mit verschiedenen Maßnahmen zu reduzieren: mit Steinwällen, Elektrozäunen, Dornhecken oder Gräben. Häufig müssen mehrere Maßnahmen kombiniert werden.
Der Zaun wurde vom IGCP im Rahmen eines Wassermanagement-Projektes finanziert und dient auch dazu, die Wasserversorgung in der Virunga-Region zu verbessern.
Liliane Nakayima