Gorillazwillinge in Dzanga-Sangha
Kategorien: Ausgabe 53, Gorillagruppen, Verhalten, Sonstige Länder, Sonstige Schutzgebiete, Westliche Flachlandgorillas, Gorilla Journal
Am 25. Januar 2016 wurde in Bai Hokou im Dzanga-Sangha-Nationalpark, Zentralafrikanische Republik, die erste Zwillingsgeburt bei habituierten Westlichen Gorillas registriert - ein seltenes Ereignis, das ein großes Medienecho fand. Die Mutter ist Malui, damals das einzige erwachsene Weibchen der Gruppe, der Vater Makumba, der als Silberrücken die Gruppe seit 19 Jahren leitet und bisher mindestens 14-mal für Nachwuchs gesorgt hat.
Die Zwillinge erhielten die Namen Inguka und Inganda. Es sind zweieiige Zwillinge: Sie unterscheiden sich in der Nasenform und in der Größe. Malui hat bereits drei Junge erfolgreich großgezogen. Nach einer Totgeburt im Dezember 2011 brachte sie ein knappes Jahr später ein weiteres Kind zur Welt, das jedoch als Zweijähriges von einem Baum stürzte und umkam. Weil man in Bai Hokou beobachtet hatte, dass drei Frauen nach dem Verlust ihrer Babys abwanderten, befürchtete man dies auch bei Malui. Sie blieb jedoch und überraschte mit Zwillingen.
Die älteren Geschwister Tembo und Sopo näherten sich den Kleinen zunächst vorsichtig, wurden aber bald vorwitziger und "entführten" gelegentlich eines der Babys. Malui duldete dies anfangs nicht, ließ es aber zu, als die Zwillinge kräftiger waren und Interesse an ihrer Umwelt zeigten. Wenn die Großen zu wild mit den Kleinen umsprangen, rief Makumba sie zur Ordnung. Dennoch kam es im Spätsommer zu einem Unfall, als der 8,5-jährige Tembo in seinem Übermut eines der Kinder schlug und gegen einen Baum warf. Zum Glück trug es keine ernsthaften Verletzungen davon.
Die Aufzucht von Zwillingen ist eine große Herausforderung, die Malui bisher gut bewältigt. Sie nimmt dabei auch die Hilfe eines anderen Weibchens in Anspruch, das im Februar zu der Gruppe stieß. Und natürlich ist sie auf den Schutz Makumbas angewiesen; von ihm hängt das Überleben der Zwillinge wesentlich ab.
Westliche Flachlandgorillas sind durch Wilderei, Krankheiten und den Verlust von Lebensraum akut bedroht. Weil bei ihnen zwischen den Geburten mehr Zeit liegt als bei Berggorillas, erholt sich ihre Population nach Rückschlägen weniger schnell. Nicht zuletzt deshalb freuen wir uns sehr über die beiden kleinen Hoffnungsträger.
Janika Wendefeuer und Terence Fuh Neba